Glauben / 27. Februar 2024

Platz machen für Jüngere

Bildquelle: ChatGPT

„Die Kunst des Aufhörens“. Die Überschrift bei ZEIT-ONLINE zieht mich magisch an. In der Kolumne „Gottes Bodenpersonal“ wünscht sich die Pfarrerin Hanna Jacobs, dass „haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende wüssten, wann es Zeit ist, zu gehen.“  Und weiter heißt es im Text: „Wer so lange bleibt wie nur irgend möglich, hat eine Nach-mir-die-Sintflut-Haltung.(…) Ihm ist es letztlich egal, wie mühsam es für “den Neuen” nach einem Vierteljahrhundert werden wird, das Ruder zu übernehmen“ 

Das, was die Pfarrerin in ihrer Kolumne beschreibt, ist bei weitem nicht nur ein Problem der Kirchen. Genau das beobachte ich auch in vielen Vereinen und Innungen. Hier sitzen zum Beispiel Landesbevollmächtigte seit vielen Jahren auf ihrem Posten und wollen ihn auch nicht räumen. Offiziell heißt es gerne, dass der Nachwuchs fehlt. Aber im Grunde wollen sie ihre Position nicht aufgeben. 

„Nach-mir-die-Sintflut-Haltung“ 

Ich weiß wovon ich rede. Zwanzig Jahre lang war ich Landesbevollmächtigter der Bundesinnung Gerüstbau  in Sachsen – und das sehr gerne. Es ist ein schönes Gefühl an einer Schaltstelle zu sitzen und etwas bewirken zu können. Aber irgendwann ist mir klar geworden, dass ich ein Kind meiner Zeit bin und bleibe, auch wenn ich mir „lebenslanges Lernen“ auf die Fahne geschrieben habe. 

Die jüngere Gerüstbau-Meister-Generation geht doch manches anders an. Und das ist gut so. Aber sie müssen auch die Möglichkeit bekommen, das an leitender Stelle einzubringen. Nur so bleibt eine Innung zukunftsfähig. Aber wenn die „Alten“ an ihren Positionen kleben, wird es schwierig.  Die oben beschriebene „Nach-mir-die-Sintflut-Haltung“ gibt es leider nicht nur im kirchlichen Umfeld.   

Durch Satzungsänderung die nächste Generation etablieren

Viele der jüngeren Gerüstbauer-Meister, die in der Innung sind,  haben noch keine Lobby und wollen nicht gegen die Älteren antreten. Da können nur Satzungsänderungen helfen. Das Ehrenamt des/der Landesbevollmächtigten sollte meiner Meinung nach sowohl zeitlich ( max zwölf Jahre) als auch altersmäßig (bis zum sechzigsten Lebensjahr) begrenzt werden. Dadurch würden automatisch Positionen frei werden, die die jüngere Generation einnehmen könnte. Die Älteren dürfen aber nicht komplett aus der Innung verschwinden. Ganz im Gegenteil! Ihre jahrzehntelangen Erfahrungen sind unendlich wertvoll. Sie sollten als Mentoren eingesetzt werden.

Ich bin dankbar, dass ich bereits im Juni 2020 das Ehrenamt des Landesbevollmächtigten der Bundesinnung Gerüstbau in Sachsen in die (jüngeren) Hände von Kai Flößner von F.I.T Gerüstbau GmbH  legen konnte. Ja, er macht als Landesbevollmächtigter vieles anders als ich. So muss das auch sein! Besonders bewundere ich, wie er es immer wieder schafft, die unterschiedlichen Mitglieder unserer Innung zusammenzuhalten. Ich wünsche mir, dass es selbstverständlich wird, dass man in Vereinen, Verbänden und Innungen nicht jahrzehntelang an einer Leitungspositionen klebt, sondern freiwillig und frühzeitig die Verantwortung an Jüngere übergibt.

Ich freue mich auf Ihre Nachrichten!

Walter Stuber

2 gedanken zu “Platz machen für Jüngere

  1. Sicher ist es wichtig, dass auch Ehrenämtler nicht an ihren Stühlen kleben und zum rechten Zeitpunkt Platz machen für eine jüngere Generation. Umgekehrt profitieren Jüngere vom Erfahrungsschatz der Älteren. Bei der Bundesinnung für das Gerüstbauer-Handwerk haben wir diesbezüglich einen guten Weg gefunden. Unsere Landesbevollmächtigten und ihre Stellvertreter gehören unterschiedlichen Generationen an. Diese Mischung der Altersgruppen begrüßen wir sehr, gerade in Zeiten, in denen das ehrenamtliche Engagement in der Gesellschaft stark nachlässt.

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