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Gastbeitrag / 11. Juni 2019

„Komm wir wagen es!“ Unser Quereinstieg als Kaffeeröster

Von Annette Rose, Expertin für milden Kaffee, Elstermühle Kaffeerösterei

„So kurz vor Rente!“, so hieß es nicht selten, wenn mein Mann Mario und ich erzählten, dass ich meinen Job als Business Analystin für IT-Projekte und er seinen im Technikbereich eines Pharmazie-Unternehmens an den Nagel hängen wollten um einen Neuanfang als Kaffeeröster zu starten. Die meisten hielten uns für verrückt. Davon ließen wir uns mit über 50 nicht abhalten. „Komm, wir wagen es!“, war unser Motto!

Auslöser für die Veränderung war, dass die beiden Firmen in denen wir arbeiteten, massiv umstrukturiert werden sollten. Es war ein guter Zeitpunkt für einen Einschnitt. Bei mir kam aber auch noch etwas anderes hinzu: Ich wollte unbedingt von Rosenheim/Bayern wieder zurück in den Osten. Außerdem war mein Herzenswunsch schon seit meiner Kindheit einen eigenen Laden zu haben!

Zurück in den Osten

Die beiden Inhaber einer Kaffeerösterei an unserem Wohnort in Bayern haben dafür gesorgt, dass wir zu Kaffeekennern und – Liebhabern wurden. Sie waren unsere Vorbilder für den Schritt in die Selbstständigkeit und sie unterstützten uns kräftig.

Potsdam und Leipzig hatten wir in die engere Wahl genommen für unseren Standort. Schnell wurde meinem Mann und mir klar, dass es Leipzig sein musste. Der Menschenschlag in meiner Heimatstadt und auch das erste Objekt, das wir uns dort angesehen hatten, waren genau das richtige für unsere Pläne.

Gute Vorbereitung für den Neustart

Aber bevor es so richtig losgehen konnte, mussten wir uns noch jede Menge Wissen aneignen. Wir haben in Stendal ein Röstseminar besucht und dann unentgeltlich in einer Kaffeerösterei gearbeitet um die Arbeitsschritte kennenzulernen, Erfahrungen zu sammeln und unsere eigne Art des Röstens zu finden.

Auch ein Buchhaltungsseminar durfte nicht fehlen. Da mein Mann Mario aus dem Maschinenbau kommt, war es für ihn ein Leichtes sich mit den Funktionen der Röstmaschine vertraut zu machen. Parallel dazu lief von April bis Oktober 2018 die Einrichtung unseres Ladenlokals.

Hell und mild statt dunkel und bitter

Am 3.November 2018 haben wir unsere Kaffeerösterei „Elstermühle“ am Elstermühlgraben in Leipzig eröffnet. Mitten im Laden steht unsere große, weiße Kaffeeröstmaschine. Unsere Kunden können live dabei sein, wenn aus dem Rohkaffee duftende Kaffeebohnen werden.

Höchstes Gebot bei uns: Wir rösten nicht dunkel! Haben die Bohnen eine helle bis mittlere Röstung, ist der Geschmack feiner. Bitteren Kaffee gibt es bei uns nicht! Zucker und Milch kann man bei unseren Kaffees (bei richtiger Zubereitung) getrost weglassen. Davon kann sich jeder selbst überzeugen. Wir bieten jeden Tag fünf verschiedene Kaffeesorten zum Verkosten an. Das gehört für uns zu einer guten Beratung dazu. Insgesamt haben wir zur Zeit 14 unterschiedliche Sorten Kaffee und Espresso.

 

Unsere beste Entscheidung

Die Entscheidung „so kurz vor der Rente“ nochmal berufliches und privates Neuland zu betreten, haben wir nicht bereut. Auch wenn ich froh bin, dass wir im Vorhinein nicht in allen Details wussten, was auf uns zukommen würde. Anfängerfehler sind uns passiert. Außerdem haben erstmal alle guten Tipps und Hinweise geglaubt, die uns gegeben wurden, anstatt auf unser Bauchgefühl zu hören. Damit hätten wir die ein oder andere unnötige Investition oder auch manchen Ärger vermeiden können.

Aber das gehört nun mal zur Selbstständigkeit dazu. Heute kann ich aus tiefster Überzeugung sagen: Dass wir genau hier am Elstermühlgraben in Leipzig unsere Kaffeerösterei aufgebaut haben, das war die beste Entscheidung ever!