Aus dem Gerüstbauer-Leben / 19. Februar 2019

Was macht ein Gerüstbauer im Winter?

Von Walter Stuber

Kälte, Schnee und Eis: Für uns Gerüstbauer ist das Arbeiten in den Wintermonaten nicht gerade das Angenehmste, trotz Wetterschutzdächern und Verkleidungen. Bei extremer Witterung können wir einfach nicht auf einer Baustelle tätig sein. Insgesamt 30 Tage „Zwangspause“ sind bei uns in Mittelsachsen keine Seltenheit. Währenddessen sind unsere Gerüstbauer aber alle auf „standby“. Sobald das Wetter es wieder zulässt, stehen sie wieder für unsere Kunden auf den Gerüsten!
Früher war es üblich die Mitarbeiter während der Wintersaison zu entlassen. Die Firmen konnten so Lohnkosten sparen. Die vorrübergehend „Arbeitslosen“ bekamen weniger Geld, konnten sich aber von den anstrengenden Arbeitsmonaten erholen und wussten, dass sie im Frühjahr wieder eingestellt werden würden. Heute wäre das gar nicht mehr denkbar. Würden wir saisonal bedingt kündigen, hätten unsere qualifizierten Mitarbeiter sofort einen anderen Job und wir ständen schnell ohne Team da!

Überbrückungsgeld und „gesparte“ Arbeitszeit

Aber nicht nur deshalb gibt es bei uns keine saisonalen Entlassungen. Wir arbeiten nämlich das ganze Jahr über! Und wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, gibt es das Saisonkurzarbeitergeld. Über die Sozialkasse des Gerüstbaus können wir Überbrückungsgeld für 150 Stunden pro Kalenderjahr beantragen. Mehr dazu finden sind Sie in unserem Gerüstbauer-Blog
Außerdem „zahlen“ unsere Mitarbeiter das Jahr über ihre zusätzlich geleisteten Arbeitsstunden auf ein insolvenzgesichertes Arbeitszeitkonto ein. Im Normalfall kommen auf diese Weise rund 150 weitere Stunden zusammen, die bei witterungsbedingtem Arbeitsausfall ausbezahlt werden.

Branchenfremde Arbeiten? Nein, danke!

Es gibt Unternehmer in unserer Gerüstbaubranche, die haben für die Wintermonate ein weiteres Geschäftsfeld dazu genommen, wie z.B. Winterdienste oder auch Leitplankenmontage. Mein Kompagnon Dirk Eckart und ich sind uns einig, dass das bei uns nicht in Frage kommt.
Unsere Gerüstbauer sind ausgebildete Fachkräfte, Spezialisten auf ihrem Gebiet. Ihnen wollen wir nicht zumuten, dass sie Arbeiten verrichten müssen, die nichts mit ihrem Beruf zu haben. Das gehört für uns zur Wertschätzung unseres Teams.

Ganzjährig leistungsstark

Was macht also ein Gerüstbauer im Winter? Eigentlich „ganz normal arbeiten“. Und wenn das aufgrund der Witterung mal nicht möglich ist, ruht er sich aus und sammelt Kräfte für die körperlich anstrengende Arbeit.
Was unsere Gerüstbauer leisten, das sehen Sie beispielsweise an unserem Gerüst an der Talsperre Lehnmühle, bei dem 65 Tonnen Material für ca. 600 Quadratmeter Gerüst transportiert werden mussten und das ohne Hilfe von LKW, denn dafür war die Mauerkrone nicht ausgelegt. Unsere Mitarbeiter sind eben „starke Jungs“ – zu jeder Jahreszeit!

2 gedanken zu “Was macht ein Gerüstbauer im Winter?

  1. Ich dachte, dass Gerüstbauer auch im Winter Gerüste bauen würden. Im Winter wird doch auch gebaut oder? Zumindest fallen mir viele Baustellen ein, die ich im Winter gesehen habe.

    1. Gerüstbauer sind starke und harte Jungs – da unsere Winter doch viel milder sind, als sie es vor vielen Jahren noch waren, ist jetzt selbst in den Wintermonaten Gerüstbau noch möglich. Wenn jedoch der extreme Wintereinbruch kommt und die Schneemassen ein sicheres und sinnvolles Arbeiten nicht mehr ermöglichen, muss eben zwangsweise pausiert werden bis Frau Holle sich wieder ein wenig beruhigt hat.

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