40 Jahre im Gerüstbau aktiv
Lochkarten, Telegraf und Rohrpost ! Wer weiß heute noch, was damit gemeint ist?! Diese Begriffe stammen aus der Zeit, als ich in den Beruf gestartet bin. Gerne denke ich an diese Zeit zurück. Wenn ich mir überlege, wie viel wertvolle Arbeitszeit damals drauf ging, nur um Post herumzubringen oder Rechnungen zu sortieren und sie dann von Hand einzutüten?! Das ist heute alles unvorstellbar.
Die Firma Wilhelm Layher Gerüste , bei der ich meine Lehre als Bürokaufmann 1977 begonnen habe, war schon damals innovativ. Zum Beispiel wurde die Rohrpost als Alternative zum aufwändigen Post herumbringen entdeckt! Die Offenheit für Neues und viele andere Kleinigkeiten sind mir in Erinnerung geblieben. Auch in den anderen Unternehmen, bei denen ich gearbeitet habe, konnte ich viel lernen und ich habe mir überall vieles abgeschaut, aber auch umgesetzt und weiterentwickelt.
Erfolgreiche Großprojekte
Wenn ich zurück schaue auf vier Jahrzehnte im Beruf, fallen mir schnell, die besonderen, die großen Projekte ein, die ich realisieren konnte.
In München haben wir in der Leopoldstraße ein Wetterschutzdach mit 4.000 qm in einer Baugrube von 30 m Tiefe aufgestellt.
In Berlin wurde das ZDF-Gebäude „Unter den Linden“ mit einem 600 qm Wetterschutzdach ausgestattet und das ohne das Gerüst auf dem Boden aufzusetzen! Auf dem Potsdamer Platz haben das Kollhoff-Gebäude mit einer 101 Meter hohen Einrüstung versehen, wobei das Fassadengerüst 60% weniger Verankerungen an der Fassade aufweisen musste.
Erschütternde Tiefpunkte
Auch die Niederlagen habe ich noch präsent und verdränge sie nicht:
In München am Isar-Torplatz fiel ein Gerüst um: Ein Arbeiter ist seitdem querschnittgelähmt;
1995 ein tödlicher Absturz eines Mitarbeiters;
2011 standen wir kurz vor der Insolvenz, weil ich einen großen Kalkulationsfehler gemacht habe!
So etwas würde man am liebsten nicht erwähnen. Aber ich habe im Laufe der Jahre dazu gelernt! Solche Niederlagen gehören zum Leben dazu. Ich muss dazu stehen! Gerade als Geschäftsführer ist das wichtig! Das bestätigt ein Artikel, den die Deutsche Handwerkszeitung Anfang Juli in ihrer Online Ausgabe veröffentlicht hat. Darin ging es um 10 Punkte, die einen guten Chef ausmachen. „Fehler zugeben“ – war einer der Kriterien! https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/zehn-eigentschaften-die-einen-guten-chef-ausmachen/150/3099/295392 Wer keine Fehler macht, kann auch nicht dazu lernen und weiterkommen! Ich habe auf jeden Fall erlebt, dass ich an und durch meine Niederlagen gewachsen bin!
Aufstehen und neu an den Start!
Wichtig ist, dass man nach einem Misserfolg nicht am Boden zerstört liegen bleibt, sondern wieder aufsteht und neu an den Start geht! Gerade für uns Unternehmer ist es vielleicht auch mal angesagt, andere um Hilfe zu bitten. Diese Kultur ist leider in Deutschland nicht sehr verbreitet.
Scheinbar ist die Angst zu groß, einzugestehen, dass man alleine nicht weiterkommt! Ich finde, dass es keine Schande ist, um Unterstützung zu bitten. Wenn ich höre, dass Firmen Insolvenz anmelden müssen, wegen eines Fehlbetrags von 50.000 Euro, dann denke ich, dass die Chefs einfach nur mal Mut haben müssten, bei ihren Kontakten nachzufragen!
Offen und ehrlich sein – Hilfe annehmen
Wir haben damals, als wir kurz vor dem Aus der Firma standen, um Hilfe gebeten und haben erlebt, dass ein befreundeter Unternehmer uns völlig selbstlos finanziell unter die Arme gegriffen hat! Aber dafür musste ich offen und ehrlich sein, zu meinen Fehlern stehen, an den richtigen Stellen nachfragen und die Hilfe annehmen!
„Wer fragt, führt!“ Dieses Motto habe ich schon seit meiner Berufsausbildung! Damit und mit dem Leitgedanken „Wer gibt, gewinnt!“, bin ich die letzten 40 Jahre immer gut durch mein (Berufs-) Leben gekommen!