Warum ich Bequemlichkeit nicht mag
In Baden -Württemberg war es früher üblich am Samstag die eigene Straßenseite, den Gehweg und den Hof zu fegen. Seit ich einen Besen halten konnte, war das Zuhause meine Arbeit. Und das war nicht wenig, was ich zu fegen hatte: Rund um unsere landwirtschaftlichen Gebäude, eine lange Straße und die Hofflächen. Es waren bestimmt über 500 qm!
Hatte ich das hinter mir, war noch lange nicht Feierabend! Ich musste auch noch im Haus die Treppen wischen. Mitanpacken rund um Hof und Haus – das war für mich ganz normal. Da gab es keine Diskussionen. Als ich 8 Jahre alt war, hat mir meine Mutter gezeigt, wie man einen Kuchen backt. Das gehörte dann, bis ich ausgezogen bin, auch noch zu meinen Samstagsarbeiten dazu.
Was mich geprägt habe, gebe ich weiter
Damals haben mich die vielen Arbeitsaufgaben am Samstag oft geärgert. Ich hätte es auch gern bequemer gehabt! Aber heute bin ich dafür dankbar, denn es hat mich für meinen weiteren Lebensweg positiv geprägt. Es verwundert deshalb nicht, dass auch unsere Kinder früh rund um Haus und Garten mithelfen mussten. Kochen und backen haben sie natürlich auch von meiner Frau Burgunda und mir gelernt.
Was in unserer Familie ganz normal war, scheint in der heutigen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich zu sein. Haushalts- und Putzhilfen oder Gärtner erleichtern in manchen Haushalten zwar das Leben. Der Nachteil ist, dass die Sprößlinge dadurch auch nicht mehr an diese Arbeiten herangeführt werden.
Unliebsames gehört zum Leben dazu
Ob es uns wirklich gut tut, wenn wir immer nur den bequemen Weg gehen? Was ist, wenn nur noch der ferngesteuerte Rasenmäher die Grünflächen bearbeitet und keiner mehr selber zum Mäher greift? Oder selber backen und kochen entfällt, weil zu Fertigprodukten genommen werden, die nur noch in der Mikrowelle erwärmt werden müssen?
Ich befürchte, dass der Bezug zur Umwelt, zur Natur und auch zum Mitmenschen darunter leiden würde. Alles auf Kosten der Bequemlichkeit? Es ist leider jetzt schon so, dass wir zwar immer mehr erforschen, aber in Blick auf Ernährung, Gesundheit und Lebensweisheiten teilweise das Wissen unserer Vorfahren vergessen haben. Vielleicht auch, weil wir meinen, unser Ansatz sei der bequemere Weg?
Wider die Bequemlichkeit
Mein Vater sagte immer: „Bequem geht die Welt zu Grunde!“ Aber noch ist Zeit dagegen zu arbeiten! Deshalb möchte ich meinen Enkeln und auch meinen Mitarbeitern, insbesondere den Auszubildenden, vorleben, dass es wichtig ist auch arbeiten zu tun, die einem nicht die liebsten sind. Das gehört auch mit zur Persönlichkeitsentwicklung!
Deshalb finden Sie mich z.B. am Wochenende häufig auf meiner Baustelle rund um unser Haus, im Wald oder Garten. Dort packe ich an, wo ich kann. Und in der Firma bin ich auch bereit die Ärmel hochzukrempeln, soweit mir das möglich ist. Ich bin mir für keine Arbeit zu schade. Ich will nicht bequem sein oder gar werden!
Kann ich nur unterstreichen. Mein Chef hat mir auch gestern geholfen zu kuvertieren. Dadurch und andere derartige Gesten zeigen einem, das die Arbeit die man macht vom Chef geschätzt werden und er weiß auch genau wieviel Aufwand auf Dauer dahinter steckt. Das ist nur ein kleines Beispiel. Das heißt nicht das er das immer tun muss. Er hat andere Aufgaben.