Einschränkungen akzeptieren – Begabungen neu entdecken
Von Walter Stuber
Eine Menschenmasse bewegt sich vorwärts auf einer sonst vielbefahrenen Brücke. Man sieht fröhliche Gesichter, aber auch angestrengte, konzentrierte, erschöpfte, entmutigte: Fotos vom New York Marathon, dem weltgrößten Marathonlauf. Im letzten Jahr nahmen daran 50.766 Läufer teil. Bei Nieselregen und 13 Grad waren sie hochmotiviert an den Start gegangen. Nicht alle waren so erfolgreich wie erhofft, trotz des harten Trainings.
Was muss das für ein Gefühl sein, wenn man nach 42,195 km das Ziel erreicht? Schaut man die Live Reportagen von den Zieleinläufen im Fernsehen an, kommt sogar darüber die emotionale Stimmung herüber. Überfließende Freude bei den einen, Erleichterung, Enttäuschung oder Erschöpfung bei den anderen. Da wäre ich gerne mal dabei. Aber Marathon laufen, mit meiner starken Gehbehinderung? Das werde ich wohl nie schaffen.
Von Wünschen, die nicht wahr werden können
„Das schaffst du nie!“ Das dachte ich auch, als ich neulich eine Reportage im TV verfolgte über einen wunderschönen, hunderte Kilometer langen Wanderweg, der durch Deutschland, die Schweiz und Italien verläuft und teilweise bis auf 2000 m hoch geht. Zehn Kilometer davon würde ich vielleicht schaffen, aber die ganze Strecke, das ist unvorstellbar.
Da ist auch immer noch mein Traum den Jakobsweg zu gehen. Seit Jahren will ich das schon. Immer wieder kamen gesundheitliche Rückschläge, dass ich die geplanten Wanderungen auf Teilstücken nicht antreten konnte. Aber ich arbeite jeden Tag dafür und versuche meinen Rücken zu stärken und meinen Bewegungsapparat trotz der Einschränkungen in Schwung zu halten, dass es irgendwann mal klappt.
Entweder verbittern oder annehmen
Die Frage ist, wie gehe ich mit der Tatsache um, dass ich manches gerne tun würde, aber es nie schaffen kann? Bei den genannten Beispielen liegt es daran, dass ich nicht die körperlichen Voraussetzungen dafür habe. Aber es gibt immer wieder im Leben Ziele, die ich aus den unterschiedlichsten Gründen, nicht erreichen kann.
Zum einen kann ich deswegen enttäuscht sein, traurig, frustriert, wütend oder darüber verbittert werden.
Die zweite Variante macht für mich mehr Sinn: Ich kann lernen meine Einschränkungen zu akzeptieren und damit zu leben. Das gilt übrigens für alle Dinge, bei denen ich merke, dass ich an meine Grenzen komme, dass ich etwas nicht schaffen kann – egal ob privat oder beruflich.
Was kann ich richtig gut?
Gerade in solchen Momenten, in denen meine Schwächen offenbar werden, tut es mir gut, auf das zu schauen, was, ich richtig gut kann. Das klingt jetzt vielleicht ungewöhnlich, weil wir durch das Sprichwort: „Eigenlob stinkt!“ geprägt sind. Wenn es in die Richtung „Prahlerei“ geht, dann ist das sicher richtig.
Aber ich sehe es so: Jeder Mensch hat seine besonderen Begabungen, die er oder sie mit Freude einsetzen kann und über die man auch reden darf.
Was kann ich richtig gut? Ich verbinde gerne Menschen miteinander, kann gut weiterempfehlen, unser Unternehmen auf Erfolgskurs halten und ich bin ein leidenschaftlicher „Ermutiger“!
Ich bin ein MUTMACHER
Wenn ich sehe, dass Mitarbeiter oder Unternehmerkollegen den Kopf in den Sand stecken, weil sie nicht mehr weiter wissen, dann ermutige ich sie wieder hochzuschauen, weiterzumachen und die schönen Dinge des Lebens nicht zu vergessen.
Ich möchte auch Menschen Mut machen, die wie ich eine körperliche Behinderung haben oder sonstige Einschränkungen in ihrem Leben: Schauen Sie nicht immer nur auf das, was Sie nicht können, wo Sie immer wieder an Ihre Grenzen kommen! Halten Sie sich bewusst ihre Stärken und Begabungen vor Augen, setzen Sie sie ein und werden Sie ganz neu dankbar dafür!
Mein Mutmach-Tipp für Sie:
• Lernen Sie Ihre Schwächen und alles, was Ihnen schwer fäll, anzunehmen! Das ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen.
• Nehmen Sie sich heute bewusst Zeit und überlegen Sie:
Was kann ich richtig gut?
Wo liegen meine Stärken?
Wie kann ich sie so einsetzen, dass sie mir und anderen gut tun?