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Gastbeitrag / 29. März 2018

Wie überlebe ich eine Trennung und Scheidung ?

Gastbeitrag von Heike Tauchnitz

Eine Trennung stellt das Leben völlig auf den Kopf. Nichts bleibt mehr so, wie es einmal war. Die Betroffenen durchlaufen jetzt ganz viele unterschiedliche Phasen und das Leben scheint mit allem total an die Grenzen des Machbaren zu gehen. „Ich glaube, eine Scheidung ist schlimmer als der Tod eines lieben Menschen. Man kann nicht gemeinsam mit anderen trauern. Es gibt keinen Gottesdienst, in dem der Partner, den man verloren hat, noch einmal in den Mittelpunkt gerückt wird. Man weiß auch nicht mehr, was wirklich echt war oder was nicht. Man kann nicht trauern, weil man wütend und verzweifelt ist“, erzählt mir Susanne. So höre ich die unterschiedlichsten Trennungsgeschichten sehr vieler Männer und Frauen, die meine Hilfe in Anpruch nehmen.

Ein Artikel in einer Lokalzeitung „Wenn Eltern sich trennen“, lassen den Leser nur annähernd erahnen, was „einem dann blüht“, wenn sich Ehepartner mit oder ohne Kinder trennen und scheiden lassen. Es geht hier nicht nur um Erniedrigung durch den Staat, große existentielle Sorgen und Auseinandersetzungen jeglicher Art mit dem/der „Ex“. Die komplette Existenz ist bedroht, emotional, psychisch und wirtschaftlich. Die Kinder leiden ganz besonders, weil niemand hilft. Im Jahr 2014 war ich, Heike Tauchnitz, selbst Betroffene und ich weiß sehr wohl, wie sich Menschen in diesen Schweideweg-Situationen fühlen. Nicht nur, dass es eine emotionale Herausforderung ist und sich das ganze Leben ändert, zusätzlich wird man oft, wenn es wirklich auf konkrete Hilfe ankommt, völlig alleingelassen. Bekannte und Freunde fühlen sich meistens überfordert. Niemand hilft, wenn es darum geht, einen Plan zu erstellen, die Tränen zu trocknen, auf die Schulter zu klopfen, Unterlagen zu sichten, eine To do-Liste zu erstellen und abzuarbeiten, Zukunftsperspektiven aufzuzeigen und auf allen Wegen zu begleiten.

Daraus ist meine Berufung entstanden, aus der ich im Januar 2016 einen Beruf gemacht habe. Ich sorge nun bundesweit bei Menschen in Trennungs- und Scheidungsangelegenheiten, vor allen anderen Schritten, wie zum Beispiel dem Gang zum Rechtsanwalt, für konzeptionelle und emotionale Lösungen. Das alles dient dazu, viel Zeit, viel Geld und großen Ärger einzusparen. Zu meinem Team gehört ebenfalls ein Partner-Rechtsanwalt für Familienrecht, mit dem ich eng zusammenarbeite. Vielen Frischgetrennten ist es nicht bewusst, dass sie ungefähr 12 emotionale Stationen durchlaufen werden. Die erste Station heißt: Es passiert……. Viele Menschen, die plötzlich mit einer Trennung konfrontiert werden, befinden sich in einer Schockstarre oder in erster Begeisterung, dass sie den Absprung aus einer emotional zerstörerischen Ehe geschafft haben.

Grundsätzlich kann dieses Thema jeden treffen. In der Theorie des Überlegens zur Praxis und des Umsetzens, gibt es einen Riesenunterschied. Alle Sicherheiten oder Versprechungen geraten ins Wanken, gute Freunde distanzieren sich plötzlich, die Ursprungsfamilie bietet keinerlei Unterstützung und man fühlt sich total alleingelassen. Weise und gut gemeinte Ratschläge von Menschen, die niemals in diesen Schuhen gelaufen sind, häufen sich und man weiß überhaupt nichts mehr.

Das Hirn scheint nur noch ein Vakuum zu sein. Trennung und Scheidung gehören definitiv zu den allerschlimmsten Erfahrungen unter den schlimmen. Es geht nicht nur um die eigenen Schmerzen, sondern auch um die der Kinder, der Freunde und der eigenen Eltern. Die meisten Geschiedenen verlieren nicht nur ihren Ehepartner, sondern auch noch einen Großteil ihres sozialen Umfeldes. Betroffene verhalten sich gemäß ihres Charakters sehr unterschiedlich in dieser Situation. Manche ziehen sich in ein Schneckenhaus zurück, manchen reden mit sehr vielen Menschen über die Trennung. Es lässt sich allerdings beobachten, dass es Regelmäßigkeiten gibt, die auch bei Todesfällen auftreten, das sind die sogenannten Trauerphasen, die in diesem Fall allerdings Trennungsphasen heißen. Hier gibt es keine zeitlichen oder allgemeingültigen Zeitangaben, es hängt vieles von den Umständen und den jeweiligen Personen ab. In der 1. Phase wird die Realität verleugnet, die 2. Phase steht für ein großes Chaos der Gefühle, die 3. Phase für eine langsame Rückkehr ins Leben, die 4. Phase verspricht neue Perspektiven.

Heike Tauchnitz 

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