Allgemeine Themen / 21. September 2021

Achtung: Nicht jeder Traum, der in Erfüllung geht, macht glücklicher!

Traktor mit Wohnwagen im Wald

Von Walter Stuber  

Mit Traktor und Schäferwagen durch Sachsen fahren. Als ich letztes Jahr dieses Angebot vom Hochseilgarten in Moritzburg entdeckte, war ich sofort Feuer und Flamme! Lange habe ich davon geträumt mir einen historischen Traktor zu kaufen!  Meine Eltern hatten Landwirtschaft und so saß ich schon als Kind auf solch einem Gefährt. Später bin ich selbst gefahren.  

Wenn schon nicht mit dem eigenen Traktor, dann wollte ich wenigstens mit einem gemieteten nochmal dieses wunderbare Gefühl von Freiheit erleben, das mir in Erinnerung geblieben ist!  Meine Frau ließ sich auch dafür begeistern und  so buchten wir eine Woche in den Sommerferien, denn unsere siebenjährige Enkelin Isabelle sollte mit dabei sein.  

Ein perfekter Urlaubsauftakt  

Der August zeigte sich mit 29 Grad und Sonnenschein von seiner besten Seite, als wir Traktor und Schäferwagen abholten. Schnell war klar: Traktorfahren verlernt man nicht! Es machte mir genauso viel Spaß wie früher. Ich steuerte unsere erste Übernachtungsstation direkt am See Mitterteich an.  

Als Erstes stellten wir Campingtisch und Stühle draußen auf, denn im Schäferwagen war gerade mal Platz für Betten, Proviant und unsere persönlichen Dinge, die allerdings im Koffer bleiben mussten. Als auf dem Grill das Abendessen brutzelte, die Grillen zirpten und wir auf den See schauen konnte, war alles genauso, wie ich es mir erträumt hatte.  

Angst statt Glückgefühl 

Die Ernüchterung kam leider kurz danach. An eine Sache hatte ich im Vorfeld nicht gedacht – oder ich hatte sie erfolgreich verdrängt: In einem Schäferwagen ist alles es sehr, sehr eng und niedrig. Wenn man im Bett liegt, kann man mit den Armen das Dach berühren. So wenig Freiraum kann ich nicht ertragen. Das hat mit einem traumatischen Ereignis zu tun, das Jahrzehnte zurückliegt. Ich habe als Kind in einer Scheune Heu geschaufelt, als plötzlich eine große Menge Heu auf mich herabfiel. Ich wäre damals fast erstickt. Seitdem habe ich schnell Platzangst. Es war für mich unmöglich im Schäferwagen in den Schlaf zu finden. Angst und Herzrasen hielten mich wach.  

Nachts um 1 Uhr hatte ich die Nase voll. Ich habe mich aus dem Schäferwagen geschlichen und bin in unser Auto umgezogen, das glücklicherweise direkt neben den Traktor stand. Das war nicht besonders bequem. Aber immerhin kam ich zur Ruhe. Mehr als eine Nacht würde ich das allerdings nicht machen können, das war mir klar. Am Morgen fragte uns der Vermieter des Schäferwagens, wie wir geschlafen hätten. Meine Frau und unsere Enkelin antworteten wahrheitsgemäß: „Gut!“ Ich gab mir einen Ruck und erzählte, wie ich gelitten hatte. Tatsächlich hatte der gute Mann sofort eine Lösung parat. Er lieh uns ein Tipi-Zelt. Der Urlaub war gerettet!  

Ferienfreuden und ein plötzliches Ende  

Wir konnten weiter die Gegend mit dem Traktor erkunden. Rund um Moritzburg gibt es so viel zu entdecken. Zum Beispiel das Schloss mit dem Fasanenschlösschen und das Wildgehege. Es gibt viele Möglichkeiten für Radtouren und nicht zu vergessen die Seenplatte mit unzähligen  Bademöglichkeiten, z.B. am Frauenteich. Wir hatten traumhaft schöne Tage!  

Bis die Temperaturen merklich nach unten gingen. Bei 12 Grad draußen zu frühstücken, war kein Vergnügen. Nicht nur mir und meiner Frau war es zu kalt, auch unsere Enkelin Isabelle war nicht gerade begeistert. So entschieden wir einvernehmlich, dass wir unsere Traktor-Schäferwagen-Tour zwei Tage früher als geplant, beenden würden. 

Mein Fazit 

Auch wenn nicht alles so lief, wie erhofft: Für mich war unser „Abenteuer-Urlaub“ eine gute Erfahrung: Wir hatten eine tolle, ungewöhnliche Großeltern-Enkelin-Zeit, die wir so schnell nicht vergessen werden. Und ich habe tatsächlich etwas fürs Leben gelernt.  

Erstens: Ich bin nie zu alt, um etwas Neues auszuprobieren!  

Zweitens: Nicht alles, was auf den ersten Blick traumhaft wirkt, ist für mich das Richtige! Wenn ich merke, dass etwas nicht zu mir passt oder mir nicht guttut, kann ich mit großer Gelassenheit damit aufhören. Ich muss nicht mehr alles haben, erreichen oder machen! Nicht jeder meiner Träume muss in Erfüllung gehen. Das macht mich gelassener und bringt eine tiefe Zufriedenheit in mein Leben.  

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