Nein, ich habe meine Auswanderung nach Israel keineswegs unterschätzt. Meine damalige Verlobte hatte mir wiederholt die vielen Hürden und Herausforderungen aufgezeigt, die mich in ihrer Heimat erwarten würden.
In Deutschland hatte ich mir über Jahre ein sehr gutes berufliches Netzwerk aufgebaut. Ich war überzeugt, dass ich, selbst in der Ferne, stets genügend Projekte würde handhaben können. Ein zuverlässiges Einkommen und genügend Rücklagen waren dringend notwendig, um den anspruchsvollen Visa-Prozess von Israel, welcher mein dauerhaftes Verweilen im Land sicherstellen sollte, zu ermöglichen. Hinzu kam die zusätzliche Herausforderung, als neue Patchwork-Familie zusammenzuwachsen. Der Staat Israel unterstützt nichtjüdische Einwanderer nicht übermäßig, und ich spürte bald den Druck des für mich unbekannten Systems.
Obwohl es bereits seit 2016 Technologien wie Webcams und Videotelefonie gab, waren es die Zeit vor der Pandemie, in denen der persönliche Kundenkontakt zählte. Viele meiner Kunden scheuten die Technologien. Zudem hatte ich über Jahre meine Kunden in Deutschland regelmäßig besucht. So waren sie es gewohnt und lief auch all die Jahre einwandfrei für beide Seiten. Mit der Entfernung kam somit eine langsame Entfremdung und viele sprangen ab und suchten sich lokale Anbieter.
Mein Sprachkurs in Hebräisch kam nur zäh voran. Jeden Tag verbrachte ich fünf Stunden im Unterricht und arbeitete danach bis tief in die Nacht. Aber trotz aller Bemühungen fühlte ich mich in Israel in dieser ländlichen Region ausgegrenzt, zu schlecht war mein Hebräisch, und ich war kulturell komplett anders aufgewachsen.
Doch der Wendepunkt kam, als meine Frau und ich, mit Unterstützung einer Business-Coachin aus Deutschland, einen neuen Businessplan ausarbeiteten. Wir gründeten einen Gäste- und Reisebetrieb namens gilboapassion.com. Wir hatten uns auf exklusivere Reisen und Aufenthalte im Land spezialisiert. Dazu gehörten auch Offroad-, Wander- und Abenteuertouren. Unsere Leidenschaft (Passion) für das Reisen, die Menschen verband sich mit dem Land und der Region, in der wir lebten (Gilboa-Gebirge).
2020 war ein vielversprechendes Jahr für uns. Unsere Touren waren fast das ganze Jahr über ausgebucht. Wir hatten sehr gute Aussichten für die kommenden Jahre und planten uns zu vergrößern.
Doch dann kam die Pandemie, und mit ihr der finanzielle Totaleinbruch. Es war eine Zeit der Unsicherheit, aber dank der Unterstützung von Freunden, Familie und einer Rückbesinnung auf meine ursprünglichen Fähigkeiten konnten wir wieder Tritt fassen.
In dieser Phase eröffneten sich durch die Pandemie paradoxerweise auch neue Chancen. Die Digitalisierung machte es möglich, meine Dienstleistungen erneut in Deutschland anzubieten. Videomeetings wurden zur Norm, und plötzlich war die geografische Distanz kein Hindernis mehr.
Es kamen sogar einige Kunden zurück, was mich sehr gefreut hat. Ich begann auch wieder mehrfach im Jahr nach Deutschland zu fliegen, um neue Kontakte zu knüpfen und das bestehende Netzwerk zu pflegen.
Das gelingt auch recht gut, aber reicht nicht aus.
Dann lud mich Walter Stuber zu BNI ein, ein globales Netzwerk, deren Potenzial ich zuvor nicht erkannt hatte. Ich hatte schon von BNI gehört, vorwiegend von den örtlichen Treffen von Geschäftsleuten, das einmal pro Woche stattfindet. Im BNI Online-Chapter LEJ Airport Leipzig wurde ich herzlich aufgenommen. Die Mitglieder sind offen, herzlich und äußert professionell. Im Online-Chapter spielt die Regionalität keine große Rolle, also kein Problem, dass ich in Israel lebe. Mit meinem Angebot, Webseiten zu optimieren, bin ich auch nicht ortsgebunden.
Ich habe schnell verstanden, wie ein regelmäßiger und verbindlicher professioneller Austausch mir die letzten Jahre gefehlt hat. Netzwerken bedeutet bei BNI mehr, als ich es früher tat, was ich als positiv wahrnehme. Genau darin liegen auch die Stärken. Es sind die Verbindlichkeit, ein Geben und Nehmen im Austausch. Ich bin begeistert von der Hilfsbereitschaft vieler Mitglieder. Ganz zu schweigen von den Kontakten, die man über Mitglieder erhält.
Ich bin ein Lernender, weil ich recht neu dabei bin, aber auch weil ich erkenne, wie viel geballte Erfahrung und Wissen dort vertreten sind. Hinzu kommen die professionellen Schulungen, die immer den eigenen Horizont erweitern. Aus meinem Businessbereich weiß ich, dass ich nur durch Lernen am Ball bleibe und Know-how liefern kann. Im Netzwerk werde ich zudem motiviert und aufgefordert, an Schulungen teilzunehmen, die mich fordern und fördern.
BNI gewinnt mehr und mehr Bedeutung für mich, nicht nur beruflich, sondern auch menschlich. Es bietet eine Plattform für Verbindlichkeit, professionellen Austausch, Weiterempfehlungen und Weiterbildung. Es ist ein Geben und Nehmen, eine Gemeinschaft, die über reine Geschäftsbeziehungen hinausgeht. Der Fokus liegt nicht nur auf Geschäftsabschlüssen, sondern auch auf menschlichen und langfristigen geschäftlichen Beziehungen.
Bei Weitem kann ich bisher nicht das ganze Potenzial ausschöpfen, dazu gehört auch, dass BNI international ist, dafür steht das „I“, somit kann ich in Israel und auf der ganzen Welt einfach Kontakte knüpfen.
Mit Reisen kenne ich mich gut aus, somit dürfte das noch eine spannende Reise werden.
Benjamin Funk
E-Mail: b.funk@benjaminfunk.com
Was für eine großartige Geschichte des Lebens! Ich glaube die Reise mit BNI wird immer eine Erfolgsgeschichte, denn wer gibt wird auch bekommen. Walter gibt immer ganz viel!!! Vielen Dank dafür, lieber Walter!!!