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Allgemeine Themen / 14. Februar 2023

Eine bahnbrechende Begegnung

Christin Sakretz im Rollstuhl

Ein Gastbeitrag von Christin Sakretz, Rostock 

Klinik Hoher Meißner in Bad Sooden-Allendorf im Juni 2022. Das Thermometer zeigte knapp dreißig Grad. Ich war an meinem Lieblingsplatz auf dem Klinikgelände geflüchtet um Zeit für mich zu haben. Da sah ich einen Mann auf einem E-Bike in meine Richtung fahren. Ich hatte ihn in der Klinik schon mal gesehen. Er war sichtlich geschafft und dann musste er auch noch Treppen hochlaufen. 

Als er vor mir stand, rang er nach Luft. Deshalb lud ich ihn zu einer Verschnaufpause ein. Er setzte sich und ich erfuhr, dass er Walter hieß. Es entwickelte sich ein intensives Gespräch über unsere Lebenswege, was unser Leben stärkt und bereichert. Ich hörte von seinen „Big Five for Life“, von den Zielen, die er sich immer wieder neu setzt.

Mein großer Traum

Das ermutigte mich auch von meinem großen Traum zu erzählen: Endlich wieder mit dem Motorrad durch Wälder und Landschaften düsen und den Fahrtwind im Gesicht spüren, wie damals als ich Teenagerin war. Für mich nicht so einfach umzusetzen, wie für die meisten. Denn die seltene Muskelerkrankung Lipidspeichermyopathie 

hat dafür gesorgt, dass ich ständig auf den Elektrorollstuhl angewiesen bin. Mit meinen vierunddreißig Jahren benötige ich bei allen Dingen des täglichen Lebens Hilfe.

 

Lange habe ich gedacht, dass deshalb mein Wunsch nie Realität werden kann. Aber irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich ja nicht direkt auf dem Motorrad sitzen muss. Auch in einem umgebauten Beiwagen könnte mein Traum wahr werden. Die Idee vom POWERGESPANN war geboren!  Mit meinem guten Freund Hannes, der KFZ-Schlosser ist, hatte ich gleich jemanden an der Seite, der mir bei der Umsetzung helfen konnte. Allerdings fehlte etwas Entscheidendes: das nötige Geld. 

Kampfgeist geweckt

Walter hörte mir mit leuchtenden Augen zu und erzählte, dass er sich mit einem für seine Bedürfnisse umgebauten Harley-Trike  einen großen, langgehegten Traum erfüllt hat und dass er so seiner Erkrankung getrotzt hatte. Diesen Kampfgeist und die Begeisterung, die von ihm ausging, wollte ich auch für mein POWERGESPANN entwickeln. Ich erfuhr, dass Walter Unternehmer war, sich als MUTMACHER sah, dass er Blogs und Bücher schrieb und einen Podcast machte. Er berichtete aber auch offen und ehrlich von harten Kämpfen und Schicksalsschlägen.

 

Seine Art damit umzugehen und nicht aufzugeben, sorgte völlig unerwartet bei mir dafür, dass ich den Mut bekam Wege zu finden, damit auch mein Traum wahr werden konnte. Ich war bereit dafür zu kämpfen bis mein POWERGESPANN fertig vor mir stehen würde. Nach dieser für mich so überraschenden Begegnung mit dem MUTMACHER, von dem ich nur den Vornamen kannte, ergaben sich leider keine weiteren Gespräche während der Reha zwischen uns. 

Mutig Spendenaktion gestartet

Ich fuhr zurück nach Rostock und startete durch mit meinem Projekt POWERGESPANN. Ich organisierte eine Spendenaktion. Zunächst nur im Familien – und Freundeskreis und bei Facebook und Instagram. Parallel dazu begann ich über vierhundert Stiftungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz anzuschreiben. Außerdem bekamen Prominente, zahlreiche deutsche Millionäre und über 3500 Unternehmen und Konzerne einen Brief mit meiner Geschichte und der Bitte um ihre finanzielle Unterstützung. Auch auf dem Portal www.gofundme.com stellte ich meine Bitte ein. 

 

Ich war überwältigt von den vielen ermutigenden Rückmeldungen und den teils sehr großzügigen Spenden. Meine Erwartungen wurden übertroffen! Allerdings war die Resonanz von den Unternehmen eher gering. Mitte Januar bekam ich eine Mail von der Gemeinhardt Service GmbH in Roßwein mit der Ankündigung, dass sie mich finanziell unterstützen würden. 

Große Überraschung

Die Nachricht kam von Walter Stuber. Ich war neugierig, wer das war und gab den Namen bei Google ein. Als ich die Ergebnisse sah, konnte ich es kaum glauben: Das war der Walter, der mich während der Reha in der Klinik Hoher Meißner  so ermutigt hatte! Mir kamen die Tränen vor Freude, aber auch, weil ich so unendlich dankbar war, dass sich alles so gefügt hatte. Für mich war das kein Zufall! Wie heißt es so schön: Man sieht sich immer zweimal! 

 

Ich habe sofort auf seine Mail geantwortet, mich für die finanzielle Unterstützung, aber vor allem für seine Ermutigung in Bad Sooden/Allendorf bedankt. Wie sich herausstellte, war ihm das gar nicht bewusst. Er freute sich sehr und bot mir an, dass ich einen Gastbeitrag für seinen Blog schreiben könnte, damit mein Traum vom POWERGESPANN bald wahr werden kann! Und jetzt lesen Sie hier von meinem großen Wunsch. 

Ihre Unterstützung

Für die Anschaffung des Motorradgespanns, das Material für den behindertengerechten Umbau (spezielle Sitzvorrichtung, verstellbares Rückenteil, Liftfunktion), Arbeitsstunden, Motorradkleidung für mich, Versicherung und Tankfüllungen für das erste Jahr haben mein guter Freund und KFZ-Schlosser Hannes und ich rund 27.000 Euro kalkuliert. Bis jetzt sind über das Online-Portal gofundme und das Spendenkonto bereits 7400 Euro eingegangen. Das macht mich sehr glücklich! 

 

Ich habe die große Hoffnung, dass auch „der Rest“ noch zusammenkommt, damit mein Traum wahr werden kann. Und nicht nur meiner! Es liegt mir am Herzen, dass auch andere Rollifahrer mein POWERGESPANN nutzen können. Warum soll nur ich diese wunderbare Freiheit des Motorradfahrens genießen können? Andere „Leidensgenossen“ sind bestimmt genauso begeistert. 

Mit Ihrer Spende schenken Sie mir und anderen Rollifahrern ein Stück Mobilität und Lebensqualität! Ich sage schon jetzt von Herzen DANKE für Ihre Unterstützung!   

www.gofundme.com/f/powergespann

Kontoinhaber: IDM Stiftung  

IBAN: DE73 5486 2500 0007 1610 00 

BIC:              GENODE61SUW 

Stichwort:     POWERGESPANN”

Christin Sakretz vor Leuchtturm