Ein Plädoyer für mehr Körperbehinderte in den Führungsetagen
„Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal, wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder ob du eine Behinderung hast. (…) Wenn jeder Mensch überall dabei sein kann, am Arbeitsplatz, beim Wohnen oder in der Freizeit: Das ist Inklusion.“
So wird der sperrige Begriff bei www.aktion-mensch.de erklärt. Soweit die Theorie. Auf vielen Ebenen wird daran gearbeitet das in die Praxis umzusetzen. Aber die Realität ist noch weit von diesem Ziel entfernt.
Exklusion statt Inklusion
Davon kann ich als Gehbehinderter mit einer Spastik einiges berichten. Auf manches musste ich schon verzichten, weil ich nicht gut zu Fuß bin oder konnte es nur mit grossem Einsatz erleben. Ich denke da an den weltbekannten Blick über das Elbtal auf die Tafelberge der Sächsischen Schweiz, den man auf der Bastei genießen kann www.oberelbe.de .
Es gibt auf dieser Felsenformation zwar einen abgesicherten Weg. Wenn Sie diesen aber, wie ich, mit zwei Krücken bewältigen müssen, werden Sie merken, dass hier Inklusion noch ein Fremdwort ist. Mit einem Rollstuhl ist die Strecke überhaupt nicht zu bewältigen. Ich finde es wirklich traurig, dass somit manchen Menschen dieses Naturerlebnis verwehrt bleibt.
Bin ich eine Ausnahme?
Inklusion: Es gibt noch so viel in unserem Land zu tun, damit Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich „überall dabei sein“ können. In allen gesellschaftlichen Bereichen. Ich stelle mir schon lange die Frage: Wo sind bei den vielen Netzwerk-Veranstaltungen, die ich besuche, die Menschen mit Handicaps? Oft bin ich der Einzige. Gibt es wirklich so wenige Führungskräfte und Selbstständige, die eine Körperbehinderung haben?
Es scheint so zu sein und aus eigner, leidvoller Erfahrung kann ich sagen, dass mir aufgrund meiner Behinderung, der Weg in die Selbstständigkeit nicht leicht gemacht worden ist. Was hat mir geholfen, nicht aufzugeben? Es war mein Ehrgeiz, mein fester Wille allen zu zeigen, was in mir steckt. Das hat oft viel zusätzliche Kraft gekostet. Aber es hat sich im Nachhinein gelohnt.
Körperbehindert = „Nichts drauf“!?
Leider denken viele immer noch, dass eine körperliche Behinderung gleichbedeutend damit ist, dass man auch in anderen Bereichen eingeschränkt ist und „nichts drauf“ hat! Auch in den Netzwerken, in denen ich unterwegs bin, ist kaum das Bewusstsein vorhanden, dass es unter den Körperbehinderten qualifiziertes Personal geben könnte, dass auch gut in Führungspositionen einzusetzen wäre.
Die Frage ist natürlich: Wie kann man das ändern?
Darauf habe ich bis jetzt auch noch keine zufriedenstellende Antwort.
Aber vielleicht ist es ja ein Anfang, dass Sie, als Leserinnen und Leser, für dieses Thema sensibilisiert werden und offen werden für qualifizierte Mitarbeiter im Rollstuhl oder mit Krücken!
Auf dass die „Aktion-Mensch“ Definition von „Inklusion“ irgendwann auch in den Führungsetagen Alltag sein kann