Ziele / 24. September 2019

Plötzlich im Rampenlicht: Wenn du als Beobachter zur einer Preisverleihung gehst und überraschend ausgezeichnet wirst

Preisverleihung

Von Walter Stuber

Jahrelang haben mein Kompagnon Dirk Eckart und ich uns gewünscht, dass unser Engagement als verrückte Unternehmer einmal öffentlich gewürdigt werden würde. Es gibt Auszeichnungen, da muss man sich selber bewerben und solche für die man vorgeschlagen wird. So ist es beim „Großen Preis des Mittelstandes“. Hier waren wir schon mehrmals nominiert worden, bisher ohne Erfolg.

Deshalb fehlte uns in diesem Jahr der Antrieb am Galaabend zur Preisverleihung teilzunehmen. Nur auf Drängen unseres Beraters, Freundes und Pressebeauftragten Peter Dyroff, haben wir uns angemeldet. Am 31.August 2019 sind wir zusammen mit unseren Frauen zum Ball nach Dresden ins Maritim Hotel gefahren. Unser Tisch mit der Nummer 30 war ganz hinten. Für uns war das ein Indiz, dass wir nicht unter den Preisträgern sein werden. Die sitzen bekanntlich ganz vorne!

Blauer Straßenanzug statt Smoking

Der Abend nahm seinen Lauf. Wie immer gab es nette Gespräche am Tisch mit anderen Unternehmern. Die Vorspeise wurde serviert. Danach ging Dirk Eckart nach draußen. Er war gerade weg, da hörte ich die Ansage: „Die Finalisten und Preisträger Walter Stuber und Dirk Eckart möchten bitte zur Bühne kommen!“ Hatte ich mich verhört? Nein! Meine Frau Burgunda und Dirks Frau Ulrike schauten mich erstaunt und erwartungsvoll an.

Damit hatte ich nicht gerechnet. War ich überhaupt dem Anlass entsprechend angezogen? Dirk und ich trugen unser Firmen-Outfit: Blauer Straßenanzug, rotes Hemd mit Firmenlogo. Um uns herum wimmelte es nur so von Smokings, Fliegen und festlichen Abendkleidern! Aber um meine Kleidung konnte ich mir jetzt keine weiteren Gedanken machen.

Hindernislauf zur Bühne

Wir sollten tatsächlich den langersehnten Preis bekommen! Weil Dirk nicht zu sehen war, bahnte ich mir mit meinen Krücken alleine den Weg von ganz hinten nach vorne zur Bühne. Plötzlich bemerkte ich, dass meine Hose rutschte. Kein Wunder, ich hatte in den vergangenen Wochen zehn Kilo abgenommen. Aber wie sollte ich mit zwei Krücken in der Hand alles wieder zurechtrücken? Mir blieb nichts anderes als einen kurzen Zwischenstopp einzulegen. Dass ich die ganze Zeit von einem Spotlicht und einer Kamera verfolgt wurde, musste ich einfach ignorieren.

Die nächste Hürde waren die acht Treppenstufen zur Bühne – ohne Geländer! Ich war dankbar für meine Krücken, ohne die hätte ich es nicht hoch geschafft. Als ich endlich oben im Rampenlicht stand, bemerkte ich, dass Dirk immer noch fehlte. Dann sah ich ihn im Laufschritt nach vorne kommen. Sein Gesichtsausdruck zeigte mir, dass er kaum fassen konnte, dass wir nach Jahren des Engagements und des Hoffens endlich ausgezeichnet werden sollten.

Authentisch sein

Das war ein unvergesslicher Abend für mich. Zum einen ist ein Traum wahr geworden und zum anderen hat mir das Drumherum deutlich gemacht: Ich kann mich zeigen, wie ich bin. Egal ob ich einen Smoking trage oder im Straßenanzug daher komme, die Hose rutscht oder alles in Ordnung ist. Äußerlichkeiten ändern nichts an meinem Wert. Ich muss nicht eitel sein. Wichtig ist, dass ich authentisch bin. Heute kann ich über die Fotos von der Bühne mit schlecht sitzendem Sakko und verrutschter Hose zum Glück lachen.

Ich kann zu meinem Handicap stehen. Wenn die Veranstalter im Vorfeld nicht im Blick hatten, dass ein Gehbehinderter ausgezeichnet wird, dann ist es nicht mein Problem, wenn ich länger brauche um auf die Bühne zu kommen und damit womöglich ihren Zeitplan durcheinander bringe. Ich wünsche mir sehr, dass mehr Menschen mit Behinderung in der Wirtschaft aktiv und erfolgreich werden können und dass es irgendwann ganz selbstverständlich ist, bei einem Wirtschaftspreis z.B. eine Rollirampe an der Bühne zu installieren.

Sternstunden der Anerkennung

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer wünschen sich Anerkennung für das, was sie tun. Oft bleibt sie aus. So war das auch bei Dirk Eckart und mir. Als wir gar nicht mehr damit gerechnet haben, wurden unsere Namen als Preisträger des „Großen Preis des Mittelstandes“ aufgerufen.

Ich möchte Ihnen Mut machen, nicht aufzugeben und weiter auf Ihre persönliche Ehrung zu hoffen. Eine Preisverleihung mit Gala ist ein ganz besonderes Highlight, das sich vermutlich jeder wünscht. Sternstunden in Sachen Anerkennung geschehen aber viel mehr im kleinen Rahmen. Wir müssen lernen, sie bewusst wahrzunehmen und genauso zu genießen wie einen Preisverleihung: Ermutigende, lobende Worte von anderen Unternehmern, eine sehr gute Bewertung eines Kunden, ein Dankeschön aus der Mitarbeiterschaft. Wenn dazu eine öffentliche Auszeichnung noch „oben drauf“ kommt, umso schöner für Sie! Ich wünsche Ihnen beides von Herzen!

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