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Glauben / 5. Mai 2020

Unternehmer und Christ

Unternehmer und Christ

Einfach oder kompliziert? Mein Leben als Unternehmer und Christ 

Es gibt Sätze, die begleiten einen das ganze Leben über. Bei mir ist es ein Vers aus der Bibel, den ich anlässlich meiner Konfirmation zugesprochen bekommen habe. “Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Das steht im Matthäus-Evangelium Kapitel 16, 26.

Ich habe mich oft gefragt, warum der Pfarrer genau diese Worte für mich herausgesucht hat. Dass ich mal Unternehmer sein würde, war damals überhaupt noch nicht abzusehen! Es hat eine Weile gedauert, bis ich es verstand. Als Teenager habe ich mich sehr gerne in den Vordergrund gespielt, weil ich mich nach Anerkennung und Liebe gesehnt habe. In meinem Elternhaus habe ich das nie erfahren. Erst durch den christlichen Glauben und Jesus Christus, habe ich genau das gefunden, was ich zu Hause immer vermisst habe.

Von Walter Stuber  

Fast vergessen – dann wieder entdeckt

Dann kam eine Lebensphase, in der ich Glaube, Liebe, Hoffnung an die Seite gedrängt habe. Ich stand kurz davor „die Welt zu gewinnen“, aber „Schaden an meiner Seele zu nehmen“. Mittlerweile war ich ein erfolgreicher Gerüstbauunternehmer.

Ein tödlicher Arbeitsunfall auf einer unserer Baustellen, ein Kalkulationsfehler, der fast in die Insolvenz führte und eine schwere Erkrankung erinnerten mich wieder an meinen Konfirmationsspruch und brachten mich letztlich zurück zum Glauben. Seitdem bekenne ich mich öffentlich dazu Christ zu sein.

Persönlicher Glaube hat Auswirkungen auf den Alltag

„Was bedeutet für dich Christsein im (Berufs-)Alltag?“ Diese Frage bekomme ich öfters gestellt. Wie wird mein Glaube für andere sichtbar? Durch den sonntäglichen Gottesdienstbesuch? Die Mitarbeit in einer christlichen Kirche? Das Händefalten zum Gebet? Das ist alles gut und auch wichtig. Aber um hier in Ostdeutschland als Unternehmer ein Leuchtturm für den Glauben an Jesus zu sein, ist das meiner Meinung nach nicht effektiv genug.

Ich bin davon überzeugt, dass ich mehr darauf hinweisen kann, wenn ich meinen Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden mit Wertschätzung begegne und jederzeit ordentlich und korrekt mit meinem Geld und den Steuern umgehe! Aber das ist in unserer Gesellschaft manchmal schwieriger zu realisieren, als man denkt. Deshalb ist für mich der Kontakt zu Christen, die ähnliche berufliche Herausforderungen wie ich haben, so wichtig. Das Netzwerk Christen in der Wirtschaft ist mir eine große Hilfe. Es ist gut, wenn man mit Gleichgesinnten nicht nur reden, sondern auch beten kann.

Gläubig und ganz menschlich

„Was hülfe es dem Menschen…“ – Irgendwie kommt es mir so vor, als ob der Pfarrer damals bei meiner Konfirmation schon geahnt hat, was aus dem aufmüpfigen Walter mal werden würde. Die Liebe, die keine Leistung fordert, habe ich mittlerweile in Jesus gefunden. Anerkennung von Menschen brauche ich trotzdem noch – und bekomme sie nicht immer so, wie ich mir das wünsche. Trotz beruflicher Erfolge, Herausgabe von zwei Büchern, Engagement für Menschen mit Behinderungen, usw.

Vielleicht liegen noch 20 oder 30 Jahre Lebenszeit vor mir. Ich hoffe sehr, dass irgendwann meine Sehnsucht nach Anerkennung gestillt ist. Ein Weg dahin könnte sein, dass ich mir immer wieder die Frage stelle: Wo soll mein Lebenswerk hingehen und wie kann ich in meinem Umfeld meinen Glauben authentisch leben und weitergeben?

Ziele / 24. September 2019

Plötzlich im Rampenlicht: Wenn du als Beobachter zur einer Preisverleihung gehst und überraschend ausgezeichnet wirst

Preisverleihung

Von Walter Stuber

Jahrelang haben mein Kompagnon Dirk Eckart und ich uns gewünscht, dass unser Engagement als verrückte Unternehmer einmal öffentlich gewürdigt werden würde. Es gibt Auszeichnungen, da muss man sich selber bewerben und solche für die man vorgeschlagen wird. So ist es beim „Großen Preis des Mittelstandes“. Hier waren wir schon mehrmals nominiert worden, bisher ohne Erfolg.

Deshalb fehlte uns in diesem Jahr der Antrieb am Galaabend zur Preisverleihung teilzunehmen. Nur auf Drängen unseres Beraters, Freundes und Pressebeauftragten Peter Dyroff, haben wir uns angemeldet. Am 31.August 2019 sind wir zusammen mit unseren Frauen zum Ball nach Dresden ins Maritim Hotel gefahren. Unser Tisch mit der Nummer 30 war ganz hinten. Für uns war das ein Indiz, dass wir nicht unter den Preisträgern sein werden. Die sitzen bekanntlich ganz vorne!

Blauer Straßenanzug statt Smoking

Der Abend nahm seinen Lauf. Wie immer gab es nette Gespräche am Tisch mit anderen Unternehmern. Die Vorspeise wurde serviert. Danach ging Dirk Eckart nach draußen. Er war gerade weg, da hörte ich die Ansage: „Die Finalisten und Preisträger Walter Stuber und Dirk Eckart möchten bitte zur Bühne kommen!“ Hatte ich mich verhört? Nein! Meine Frau Burgunda und Dirks Frau Ulrike schauten mich erstaunt und erwartungsvoll an.

Damit hatte ich nicht gerechnet. War ich überhaupt dem Anlass entsprechend angezogen? Dirk und ich trugen unser Firmen-Outfit: Blauer Straßenanzug, rotes Hemd mit Firmenlogo. Um uns herum wimmelte es nur so von Smokings, Fliegen und festlichen Abendkleidern! Aber um meine Kleidung konnte ich mir jetzt keine weiteren Gedanken machen.

Hindernislauf zur Bühne

Wir sollten tatsächlich den langersehnten Preis bekommen! Weil Dirk nicht zu sehen war, bahnte ich mir mit meinen Krücken alleine den Weg von ganz hinten nach vorne zur Bühne. Plötzlich bemerkte ich, dass meine Hose rutschte. Kein Wunder, ich hatte in den vergangenen Wochen zehn Kilo abgenommen. Aber wie sollte ich mit zwei Krücken in der Hand alles wieder zurechtrücken? Mir blieb nichts anderes als einen kurzen Zwischenstopp einzulegen. Dass ich die ganze Zeit von einem Spotlicht und einer Kamera verfolgt wurde, musste ich einfach ignorieren.

Die nächste Hürde waren die acht Treppenstufen zur Bühne – ohne Geländer! Ich war dankbar für meine Krücken, ohne die hätte ich es nicht hoch geschafft. Als ich endlich oben im Rampenlicht stand, bemerkte ich, dass Dirk immer noch fehlte. Dann sah ich ihn im Laufschritt nach vorne kommen. Sein Gesichtsausdruck zeigte mir, dass er kaum fassen konnte, dass wir nach Jahren des Engagements und des Hoffens endlich ausgezeichnet werden sollten.

Authentisch sein

Das war ein unvergesslicher Abend für mich. Zum einen ist ein Traum wahr geworden und zum anderen hat mir das Drumherum deutlich gemacht: Ich kann mich zeigen, wie ich bin. Egal ob ich einen Smoking trage oder im Straßenanzug daher komme, die Hose rutscht oder alles in Ordnung ist. Äußerlichkeiten ändern nichts an meinem Wert. Ich muss nicht eitel sein. Wichtig ist, dass ich authentisch bin. Heute kann ich über die Fotos von der Bühne mit schlecht sitzendem Sakko und verrutschter Hose zum Glück lachen.

Ich kann zu meinem Handicap stehen. Wenn die Veranstalter im Vorfeld nicht im Blick hatten, dass ein Gehbehinderter ausgezeichnet wird, dann ist es nicht mein Problem, wenn ich länger brauche um auf die Bühne zu kommen und damit womöglich ihren Zeitplan durcheinander bringe. Ich wünsche mir sehr, dass mehr Menschen mit Behinderung in der Wirtschaft aktiv und erfolgreich werden können und dass es irgendwann ganz selbstverständlich ist, bei einem Wirtschaftspreis z.B. eine Rollirampe an der Bühne zu installieren.

Sternstunden der Anerkennung

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer wünschen sich Anerkennung für das, was sie tun. Oft bleibt sie aus. So war das auch bei Dirk Eckart und mir. Als wir gar nicht mehr damit gerechnet haben, wurden unsere Namen als Preisträger des „Großen Preis des Mittelstandes“ aufgerufen.

Ich möchte Ihnen Mut machen, nicht aufzugeben und weiter auf Ihre persönliche Ehrung zu hoffen. Eine Preisverleihung mit Gala ist ein ganz besonderes Highlight, das sich vermutlich jeder wünscht. Sternstunden in Sachen Anerkennung geschehen aber viel mehr im kleinen Rahmen. Wir müssen lernen, sie bewusst wahrzunehmen und genauso zu genießen wie einen Preisverleihung: Ermutigende, lobende Worte von anderen Unternehmern, eine sehr gute Bewertung eines Kunden, ein Dankeschön aus der Mitarbeiterschaft. Wenn dazu eine öffentliche Auszeichnung noch „oben drauf“ kommt, umso schöner für Sie! Ich wünsche Ihnen beides von Herzen!