Von Walter Stuber
2022 gehe ich in Rente. Also, wenn es nach meiner Frau gehen würde! Sie wird dann Rentnerin und fänd es schön, wenn wird dann mehr Zeit miteinander verbringen könnten. Ich gebe zu, gerade nach dieser anstrengenden Corona-Zeit hat der Gedanke etwas Verlockendes: Nur noch für mich und meine Frau Verantwortung zu tragen und ganz in Ruhe neue, verrückte Ideen zu entwickeln. Das könnte mir gefallen. Aber bevor ich mich ausführlich mit „Was-wäre-wenn“-Gedanken beschäftige, wende ich mich als Unternehmer der nüchtern-sachlichen Seite des Ganzen zu.
Die wichtigste Frage in dem Zusammenhang lautet nämlich: Könnte ich es mir finanziell überhaupt erlauben nächstes Jahr in den Ruhestand zu gehen? Ich höre förmlich, wie der eine Leser oder die andere Leserin geräuschvoll einatmet und dabei denkt: „Der Stuber ist doch UNTERNEHMER! DER braucht sich doch wohl keine Sorgen ums Geld machen! Der hat genügend auf der hohen Kante!“
Unternehmer/innen sind reich!
Das ist einer der größten Irrtümer! Nur weil jemand Inhaber/in einer Firma ist, heißt das nicht automatisch, dass der – oder diejenige finanziell seine/ihre Schäfchen im Trockenen hat. Natürlich gibt es die Reichen. Die Mehrzahl der Unternehmer haben allerdings privat kein Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich dafür gesorgt, dass das Privatvermögen von einigen Unternehmerinnen und Unternehmern kleiner geworden ist. Um ihre Firmen vor Schaden und Insolvenz zu bewahren, haben sie ihre privaten Rücklagen eingesetzt.
Mein Kompagnon Dirk Eckart www.dirk-eckart.de und ich mussten eine ähnliche Situation bereits 2010 erleben. Damals waren wir durch einen schweren Kalkulationsfehler kurz vor der Insolvenz. Diese konnte nur durch das finanzielle Eingreifen eines befreundeten Lieferanten, weiterer Kredite und der Einlage unserer gesamten privaten Spar- und Rentenrücklagen abgewendet werden! Dazu kam die drastische Kürzung unserer Geschäftsführergehälter auf eine festgelegte Zeit. Alle meine Ersparnisse, mein Polster, das ich mir für die Zeit der Rente zurückgelegt hatte, stecken seitdem in der Gemeinhardt Service GmbH.
Kassensturz fürs Rentnerdasein
In den letzten Jahren haben wir wieder einen ausgeglichenen Monatslohn erhalten. Davon hätte ich etwas „fürs Alter“ sparen können. Wäre da nicht meine Überzeugung, dass ich 20% meines Einkommens spende. Es macht mir Freude, wenn ich unterschiedlichen Einrichtungen, Vereinen und Menschen in Not helfen kann. Außerdem finde ich es wichtig, dass ich nicht nur an mein eigenes Wohlergehen denke. Deshalb ist mein finanzielles Polster nach wie vor nicht gerade dick. Was stünde mir also zur Verfügung, wenn ich mich tatsächlich nächstes Jahr aus dem Geschäftsleben zurückziehen würde?
Zur Grundrente von 800 Euro käme eine Zusatzrente von ungefähr 400 Euro. Damit kann man sicher irgendwie leben und ich weiß, dass es viele Menschen auch müssen. Ich habe mich an meinen Lebensstil gewöhnt und will das alles nur ungern aufgeben. Deshalb, aber auch, weil ich noch voller Tatendrang bin, werde ich den Wunsch meiner Frau nicht erfüllen und noch eine Weile als Geschäftsführer tätig sein. Einen besonderen Nebeneffekt hatten die Überlegungen, ob ich mir jetzt schon einen Ausstieg aus dem Berufsleben leisten kann. Bei allem Rechnen kam mir der Gedanke, ob ich wirklich alles brauche, was ich jetzt habe? Wäre nicht weniger manchmal mehr? Mehr dazu in meinem nächsten Blog.