Allgemeine Themen / 27. März 2018

Warum zahlt der Opa nicht?

Von Walter Stuber

„Hilfe für Josefine“ – das ist die Facebook-Seite auf der meine Enkelin im Mittelpunkt steht, denn sie braucht vielfache Unterstützung. Josefine ist mehrfachbehindert. Sie hatte als Baby eine Hirnhautentzündung, die ihr stark zugesetzt hat. Danach bekam sie Epilepsie. Außerdem konnte sie dadurch viele Bewegungsabläufe nicht erlernen. Heute als Siebenjährige hat sie sehr viel nachzuholen.

Dabei soll ihr die „Doman-Therapie“ helfen, die weltweit sehr erfolgreich bei hirngeschädigten Kindern wie Josefine angewendet wird. Mein Sohn Ingolf  und meine Schwiegertochter Janine wollen diese Möglichkeit für ihre Tochter nutzen. Einziger großer Haken: Die Krankenkasse finanziert die Behandlung nicht! Das bedeutet die komplette Summe muss selber aufgebracht  werden. Wir reden von rund 200.000 Euro! Anfang des Jahres hat die Familie beschlossen in die Öffentlichkeit zu gehen und um Spenden zu bitten. Dafür wird die Facebook-Seite genutzt.

Harte finanzielle Realität

Die Wenigsten sagen es laut, aber ich weiß, dass so mancher es zumindest schon gedacht hat: „Da ist der Opa ein erfolgreicher Unternehmer und er kann nicht die Therapie für seine Enkelin finanzieren?“. Die Frage ist durchaus berechtigt!  Es kommt natürlich darauf an, wie man „erfolgreich“ definiert: Ob an der Sichtbarkeit des Unternehmens oder am Gewinn. Ja, wir sind erfolgreich mit unserm Spezialgerüstbau-Unternehmen! Aber wir haben auch eine bewegte Firmengeschichte mit Hochs und Tiefs! 2001 haben Dirk Eckart und ich den Betrieb übernommehttps://www.spezialgeruestbau,den. 2010 erlebten wir dann die „fast“ Pleite.

Sozusagen „Fünf vor zwölf“ haben wir das benötigte Geld von unserem befreundeten Lieferanten Friedhelm Wagner bekommen, damit wir wiederum weitere Kredite von der Sparkasse Döbeln und der Sächsischen Aufbau Bank eingeräumt bekamen. Das hatte Konsequenzen: Wir beiden Gesellschafter mussten für die Rettung unseres Unternehmens  unsere gesamten privaten Spar- und Rentenrücklagen in das Unternehmen einlegen. Das bedeutete, dass meine Altersabsicherung, die ich bis zum 40.Lebensjahr aufgebaut hatte, plötzlich für die Katz war. Außerdem wurden unsere Geschäftsführergehälter drastisch gekürzt.

Im Geld schwimmen – Fehlanzeige!

Wir führen ein erfolgreiches Unternehmen! Daran besteht kein Zweifel! Aber die (finanziellen) Konsequenzen von 2010 haben noch heute Auswirkungen. Im Klartext: Trotz guter Bilanzen: Privat schwimmen wir nicht im Geld. Leider. Wie gerne würde ich mal eben „aus der Portokasse“ die Therapie finanzieren, damit meine Vision wahr wird und Josefine im Jahr 2030 fließend spricht und ohne Hilfsmittel gehen kann!

Ja, ich muss zugeben: Ich schäme mich, bin traurig darüber, dass ich „nur“ 50 Euro  im Monat für sie geben kann. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich, bevor die Therapie konkret wurde,  anderen Werken und Institutionen wie Rotary, der Förderschule, Christen in der Wirtschaft und ERF Medien jeweils eine Summe pro Monat für eine bestimmte Zeit zugesagt hatte. Danach werde ich die 20% von meinem Lohn, die ich grundsätzlich von meinem Lohn spende, nur noch für Josefines Therapie einsetzen. Jetzt wissen Sie, warum ich als Geschäftsführer einer erfolgreichen Firma nicht mal eben die Therapiekosten für meine Enkelin übernehmen kann, auch wenn ich noch so gerne täte. Aber ich habe aus den ganzen finanziellen Herausforderungen gelernt!

3 Tipps für Selbstständige

Ich rate Ihnen als selbstständiger Unternehmer:

  • Legen Sie Ihre Rentenbeträge so an, dass Ihre Bank  und  Sie selber im Extremfall nicht darauf zugreifen können. Denn es kann immer wieder mal vorkommen, dass Ihr Unternehmen in Schieflage kommt, sodass Sie als Chef oder Chefin sich eigentlich verpflichtet fühlen, an das private Vermögen heranzugehen. Aber, wie sich bei mir gezeigt hat, ist das nicht unbedingt sinnvoll in Blick auf die Finanzen im Alter!
  • Denken Sie daran: Vielleicht brauchen Sie irgendwann auch einmal finanzielle Unterstützung!  Warum nicht also einem anderen befreundeten Unternehmer mal unter die Arme greifen, wenn es einem selber gerade finanziell gut geht?!
  • Seien Sie immer großzügig mit Spenden. Wer gibt, gewinnt!

 Mehr unter www.josefine-stuber.de 

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