Ganz Privat

Ganz Privat / 4. November 2025

️ Der Raum am Ende des Grundstücks – ein Traum vom Loslassen und Neubeginn

Bild KI generiert

Neulich hatte ich einen Traum, der mich nicht mehr loslässt.
Am Ende meines Grundstücks stand ein kleiner Raum – kaum ein Quadratmeter groß, abgeschlossen mit einer schweren Stahltür. Darin standen zwei alte Truhen, übereinandergestellt, als hätten sie über Jahrzehnte dort auf mich gewartet.

Die obere hatte mit einer Ecke ein Loch in die untere geschlagen.
Ich öffnete sie – darin lagen alte Dinge: Schlösser, Schlüssel, Erinnerungen an Vergangenes. Manches passte noch, manches nicht mehr.

Dann – plötzlich – war der Raum offen.
Die schwere Tür stand auf.  Das Licht brannte. Und die Truhen waren einfach weg. Alles, was ich über Jahre gepflegt, gehütet, aufgehoben hatte, war verschwunden.

Ich spürte Erleichterung. Aber auch ein Stück Angst: Was, wenn jemand mit den alten Schlüsseln ins Haus kommt? Und doch überwog etwas anderes – Ruhe. Frieden.
So, als hätte jemand eine alte Last von mir genommen.

Vielleicht war das die Botschaft dieses Traums:
Wir tragen zu viel mit uns herum. Alte Dinge, alte Sicherheiten, alte Rollen.
Wir halten fest – aus Angst, sonst nichts mehr zu haben.
Doch das Gegenteil ist wahr: Erst wenn wir loslassen, schaffen wir Raum für Neues.

Ich glaube, dieser kleine Raum am Ende meines Grundstücks steht für etwas in mir selbst. Für einen Teil, der bereit ist, Altes abzuschließen, Erfahrungen wertzuschätzen, und Neues zu beginnen.

Loslassen tut weh – ja.
Aber es ist der Beginn von Freiheit.

 Vielleicht sollten wir alle einmal an das Ende unseres eigenen Grundstücks gehen.
Schauen, was dort noch in unseren Truhen liegt.
Und uns trauen, sie zu öffnen – oder einfach loszulassen.

 Wenn dich diese Gedanken berühren, dann bist du bei Top-Mastermind.com genau richtig. Dort begleite ich Unternehmer, Nachfolger und Führungskräfte auf ihrem Weg – vom Festhalten zum Vertrauen, vom Müssen zum Dürfen, vom Erfolg zum Sinn.

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Ganz Privat / 21. Oktober 2025

Mit Frank in San Francisco – Führung an unbekannte Orte

Nach einer intensiven Woche mit der Tempus-Innovationsreise wollten mein Sohn Ingolf und ich nicht gleich in den Flieger steigen. Wir blieben noch drei Tage länger in San Francisco – Zeit zum Durchatmen, Nachspüren und einfach Dasein.

Am zweiten Tag stand etwas Besonderes auf dem Plan: eine Stadtführung mit Frank von FRANK-IN-CISCO. Kein typischer Tourguide, sondern jemand, der seine Stadt nicht nur kennt, sondern liebt. Drei Stunden waren wir mit dem Weymo-Mobil unterwegs – kompakt, gemütlich, ideal für Entdeckungen abseits der bekannten Wege.

Frank zeigte uns nicht nur Sehenswürdigkeiten, sondern Zusammenhänge.

Er führte uns durch Viertel, in denen Geschichte und Zukunft dicht nebeneinanderliegen – alte Handwerksbetriebe neben Start-ups, kleine Läden neben Tech-Hubs. Und er tat das mit einer Mischung aus Wissen, Humor und spürbarer Leidenschaft.

Gute Führung, dachte ich unterwegs, heißt nicht vornweg zu rennen, sondern Menschen mitzunehmen – und sie die Welt neu sehen zu lassen.

Diese Tour war inspirierend, kurzweilig und wohltuend nach einer Woche voller Eindrücke rund um Innovation und Künstliche Intelligenz. Sie brachte mich zurück zur menschlichen Seite des Wandels – zu echten Begegnungen, Geschichten und Momenten, die bleiben.

Nach der Fahrt genossen wir ein gemeinsames Mittagessen in der Waterbar – direkt an der Bay Bridge. Frischer Fisch, Sonne auf der Haut, Meeresluft in der Nase. Wir saßen da, sahen auf die Bucht und redeten über das, was wir erlebt hatten: über Führung, Verantwortung und das Staunen, das man sich auch als Erwachsener bewahren darf.

Für mich war dieser Tag ein Geschenk. Nicht nur wegen der Orte, die wir sahen, sondern wegen der Begegnungen. Mit Frank, mit meinem Sohn Ingolf – und mit mir selbst als Reisender, der sich Zeit nahm. Manchmal beginnt das Wesentliche genau dann, wenn die Reise offiziell schon vorbei ist. 

Ganz Privat / 7. Oktober 2025

Was ich in 47 Jahren Gerüstbau nicht erreichen konnte

Bild: Walter Stuber

Seit fast fünf Jahrzehnten habe ich Gerüste gestellt, Projekte geplant, Baustellen betreut und Unternehmer-Ziele verfolgt – und doch ist mir in den letzten 12 Monaten eine bittere Wahrheit bewusst geworden: Bei all meinen Unternehmungen habe ich eines nie wirklich geschafft – die Herzen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erreichen. Es fällt mir heute nicht schwer, loszulassen, weil ich eingesehen habe, dass ich den berühmten Unternehmerstolz nie nachhaltig bei ihnen wecken konnte.

Schauen Sie auch diesen Podcast an vom Tyrann zum Mutmacher: hier

Schon früh habe ich mir vorgenommen, Menschen im Unternehmen zu begeistern, sie zu Fans zu machen, weil echte Identifikation aus Herzen wächst und nicht aus Zahlen oder Erfolgen. Aber ich musste lernen: Wertschätzung lässt sich nicht erzwingen. Manche Türen bleiben verschlossen, auch wenn man alle Hebel in Bewegung setzt. Das Gefühl, die Mitarbeitenden wirklich „mitzunehmen“, war oft ein frommer Wunsch, den ich nicht realisieren konnte.

Ich habe es versucht mit Benefits, mit Weiterbildungsangeboten und ehrlichen Gesprächen, ja sogar mit außergewöhnlichen Programmen und Aktionen. Doch der Funke sprang bei nur wenigen über – viele blieben Zuschauer anstatt Fans. Rückblickend akzeptiere ich, dass echte Begeisterung und Stolz nie erzwungen werden kann.

Diese Erkenntnis tut weh. Denn das war eines meiner „Big Five for Life“: Menschen zu bewegen und Bindung zu schaffen, weit über das Arbeitsverhältnis hinaus. Ich möchte ehrlich sein: Vielleicht habe ich mich oft selbst überschätzt. Zu glauben, man könne alle begeistern, ist eine Illusion. Jeder Herzenserfolg ist ein Geschenk, kein berechenbarer Lohn.

Trotzdem blicke ich mit Dankbarkeit auf all die gemeinsamen Jahre zurück. Mein Stolz liegt heute im Mut, dies zu erkennen und loslassen zu können – denn wahre Größe entsteht, wenn man sich seinen Grenzen stellt und mit Demut neue Wege sucht. Vielleicht bin ich gescheitert, aber ich habe gelernt. Und so bleibt: Aus Fehlern wachsen, dankbar sein für alles, was gelungen ist, und weitergeben, was das Leben wirklich reich macht. 

Herzlichst

Walter Stuber

Ganz Privat / 23. September 2025

Abschiedskarten mit Handikap – warum ich trotzdem weiterschreibe

Bildindex Walter Stuber

In meinem letzten Blog habe ich erzählt, dass ich Karten an Zweitleserinnen und Zweitleser schreibe – von Hand. Vielleicht klingt das romantisch. Für mich ist es vor allem eins: eine große Herausforderung. Seit rund zwölf Jahren nutze ich Gehhilfen. Was viele nicht wissen: Der dauerhafte Druck und die Belastung haben mein Nervensystem in den Händen stark geschädigt. Trotz manueller Therapien und Strombehandlungen habe ich die Feinmotorik nicht zurückgewinnen können. Das hat Folgen im Alltag, die man kaum ahnt – selbst simple Dinge werden zu Hürden.

Ein Beispiel: Hemdknöpfe. Auf Dienstreisen brauche ich ein ordentliches Hemd. Die Knöpfe schaffe ich nicht mehr allein. Meist macht meine Frau alle bis auf den letzten zu, und ich ziehe mir das Hemd über den Kopf. Manchmal bitte ich an der Hotelrezeption um Hilfe – den obersten Knopf, die Manschetten. Es gibt Hilfsgeräte, ja. Doch oft ist der direkte, menschliche Handgriff schneller, freundlicher, ehrlicher. Ähnlich ist es mit Schrauben: Eine lockere Klemme lösen? Für mich nicht mehr möglich. Die Feinmotorik ist weg, und damit die Leichtigkeit, die man früher gar nicht bemerkt hat.

Warum erzähle ich das? Weil genau deshalb jede handgeschriebene Karte für mich ein kleines Stück Überwindung ist – und zugleich ein großes Stück Wertschätzung. Bis heute habe ich etwa 500 Karten geschrieben und 500 Bücher verschickt. Weitere werden folgen. Jede Karte bedeutet Konzentration, Kraft und Geduld. Jeder Buchversand ist ein Versprechen: Danke, dass ihr mich begleitet habt – als Kundinnen und Kunden, als Freundinnen und Freunde, als Lieferanten, als Weggefährten. Es ist mein persönlicher Abschied in Etappen, nicht vom Leben, aber von einer Lebensphase als Unternehmer, Macher, Anpacker im Gerüstbau, der vieles selbstverständlich allein geregelt hat.

Wie es mit meinen „Handycap-Händen“ weitergeht, weiß ich nicht. Meine Spastik schreitet voran, so wie in den vergangenen Jahren. Wahrscheinlich werde ich langfristig den Rollstuhl brauchen. Das ist kein leichter Satz. Er bringt Fragen mit sich, die tief in den Alltag reichen: Können wir in unserem Haus bleiben? Können wir unseren geliebten Garten weiter genießen? Was müssen wir umbauen, loslassen, neu denken? Es sind keine tragischen, aber sehr realen Fragen. Und sie verlangen nach Mut – nicht dem lauten, sondern dem stillen, der morgens aufsteht und das Nächste tut.

Warum schreibe ich dennoch weiter Karten? Weil Schreiben verbindet. Weil es mich zwingt, mich nicht in der Einschränkung zu verlieren, sondern im Gegenüber. Weil es Dankbarkeit festhält, die nicht verstummt, nur weil die Hände stolpern. Vielleicht ist das das eigentliche Geschenk dieser Zeit: das Wesentliche nicht mehr zu übersehen.

Und jetzt zu dir: Mit welchem Handikap lebst du? Körperlich, seelisch, beruflich, zeitlich – jeder trägt etwas. Teile es in den Kommentaren. Nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern um Mut zu teilen. Vielleicht braucht heute jemand genau deine Geschichte, um morgen weiterzugehen.

Danke, dass du mich auf diesem Weg begleitest. Jede Karte, jeder Kommentar, jedes Gebet – sie machen die Straße vor mir ein Stück heller.

 

Ganz Privat / 9. September 2025

Mache es besser! – Was machst du mit deinen Büchern?

Bildindex: Walter Stuber

Das ganze Jahr über schreibe ich handgeschriebene Postkarten.

Jede trägt die Überschrift „Mache es besser“. Dahinter steckt mehr als nur eine Geste: Es geht mir um gelebte Nachhaltigkeit, um bewusstes Handeln und um die Freude am Teilen. Bücher und Zeitschriften müssen nicht in Regalen verstauben – sie dürfen weitergegeben werden, erhalten eine neue Reise und bringen so Freude, Wissen und Inspiration zu neuen Lesern.

Heute löse ich meine Büchersammlung auf. Wie kam es überhaupt dazu, dass ich so viele Bücher besitze? Einerseits habe ich immer leidenschaftlich gelesen – meist Fachbücher, fast jede Woche ein bis zwei, manchmal auch drei. Doch die zahlreichen Romane, Geschichten und Biografien haben ihren Weg auf eine ganz andere, fast skurrile Weise zu mir gefunden.

Damals brauchte mein Sohn Andy Umzugskartons. Also schaute ich bei eBay Kleinanzeigen nach einem passenden Angebot. Ich ersteigerte 25 Kartons und wollte sie in Leipzig abholen. Beim Telefonat zur Terminvereinbarung wurde ich gefragt, mit welchem Auto ich komme. „Mit dem Passat“, antwortete ich nichtsahnend. Erst dann stellte sich heraus: Ich hatte nicht einfach Kartons ersteigert – sondern 25 Umzugskartons voller Bücher.

Zunächst war ich völlig überrascht. Doch als ich die Anzeige nochmals genau las, sah ich: Ja, es stand tatsächlich so drin. Also fuhr ich mit einem geliehenen Planenanhänger nach Leipzig, lud die Bücher ein und brachte sie nach Hause. 

Meine Frau Burgunda (Gundi) staunte nicht schlecht über die neue, riesige Sammlung. Um Platz zu schaffen, ließ ich mir in meinem Büro in Leisnig von einem Freund verschiebbare Bücherregale einbauen.

Ein  Großteil der Bücher ging durch meine Hände – und ich darf sagen: Es waren wirklich sehr gute, wertvolle Werke. Sie stammten ursprünglich von einem Juristen, der am Landgericht Stuttgart und am Landgericht Leipzig tätig war und eine hochwertige private Bibliothek aufgebaut hatte.

Nun, zum Abschluss meines Berufslebens bei Gemeinhardt Service und der Übergabe an meinen Sohn Ingolf zum 31.12.2025, habe ich mir überlegt, wie ich meine Bücher sinnvoll und persönlich weitergeben kann.

Meine Idee: Ich verschicke sie als Geschenk an Kunden, Lieferanten und Freunde – immer mit einer handgeschriebenen Postkarte, auf der ich erkläre, warum gerade sie dieses Buch bekommen. Meine Bitte: Das Buch nach dem Lesen weiterzugeben, gemeinsam mit der leeren Karte, damit auch der nächste Leser ein paar persönliche Zeilen ein Danke für die Zusammenarbeit hinzufügen und es erneut verschenken kann. So beginnt für jedes Buch eine neue Reise – von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch.

Bücher verbinden Generationen, schaffen Brücken und sind ein Symbol dafür, dass Wissen und Geschichten nie enden, solange man sie teilt.

Und ich frage dich:

Was machst du mit deinen Büchern? Könnte es auch für dich eine Idee sein, sie weiterzugeben, anstatt sie im Regal verstauben zu lassen?