Tag Archives: Erben

Allgemeine Themen / 31. Mai 2022

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Mein Weg zum Harley-Trike

Dreißig Jahre lang habe ich davon geträumt mir ein Harley Trike zu kaufen. Erst fehlte das Geld. Dann hatte ich es und ich überlegte, ob es überhaupt Sinn macht mit meiner Behinderung und in meinem Alter. Ich wollte das Trike fahren auf jeden Fall mal ausprobieren und mietete für einen Tag ein Rewaco RF1 GT Trike.

Mit meiner Frau Burgunda fuhr ich durch Sachsen. Es war wunderschön. Danach siegte trotzdem die Vernunft. Ich entschied, dass nicht alles besitzen musste, was ich gerne hätte. In meinem Blog habe ich darüber berichtet. Für mich stand fest: Der Harley Trike Traum ist abgehakt.

Die alte Begeisterung flammt wieder auf

Dann sah ich bei barrierefrei1, einem YouTube-Kanal, ein Video Rollstuhl Trike Harley Davidson Motorrad Umbau über Ernst. Der Rollstuhlfahrer hat sich eine Harley Davidson behindertengerecht zum Trike umbauen lassen. In mir schlummerte wohl doch noch ein Funke Begeisterung für so ein Gefährt, der loderte jetzt wieder auf. Ich dachte: Wenn ein Umbau für einen Rollifahrer möglich ist, dann doch erst recht für jemanden wie mich, der durch eine Hereditäre Spastische Spinalparalysen (HSP)   eine Bewegungseinschränkung hat. 

Ich war Feuer und Flamme. Ich suchte nach einer Werkstatt, die die notwendigen Arbeiten durchführen konnte. Nach drei Wochen stieß ich auf Grund Handicaps in Bayern. Jetzt fehlte nur noch das passende Trike. Mein Mitgesellschafter Dirk Eckart www.dirk-eckart.de hatte in Erfahrung gebracht, dass bei Harley in Dresden  ein Gebrauchtes zum Verkauf stand.

Soll ich oder soll ich nicht?

Zusammen mit Dirk schaute ich mir die Maschine an. Bei der Gelegenheit probierte ich, ob ich allein aufsitzen und wieder absteigen konnte. Durch die Spastik kann ich meine Beine nicht so gut bewegen. Würde ich es schaffen, Bein und Fuß über den Tank zu schieben? Es war ein Kraftakt, aber es ging. Aus der Fußschaltung musste eine Handschaltung werden. Ob das bei diesem Modell möglich war, musste Grund Handicaps entscheiden. Von dort kam grünes Licht.

 

 

Harley Davidson Fussschaltung

Foto: Harley Davidson Fussschaltung

Harley Davidson umgebaut mit Handschaltung

Foto: Harley Davidson umgebaut mit Handschaltung

Vor mir stand also das Harley Trike von dem ich dreißig Jahre lang geträumt hatte! Sollte ich es kaufen? Die Entscheidung wollte ich nicht allein treffen. Deshalb fuhr ich mit meiner Burgunda zu einem weiteren Besichtigungstermin. Sie war sofort total begeistert von der Maschine. Wir überlegten: Konnten, wollten, sollten wir uns das leisten? Letztlich war ein Harley Trike auch eine gute Geldanlage.

Endlich ein Ja

Die Entscheidung haben wir dann nicht aus einem finanziellen Aspekt heraus getroffen. Wie oft hatte ich meinen Wunsch schon zur Seite geschoben: Aus finanziellen Gründen, aus Vernunft, Verantwortungsgefühl oder weil ich mich wegen meines Handicaps einfach nicht getraut habe. Jetzt war ich noch fit. Wie lange, das weiß keiner. Plötzlich war mir klar: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Ich unterschrieb den Kaufvertrag. Dann kamen die Zweifel, ob es die richtige Entscheidung war. Plötzlich waren alle Gründe, die gegen einen Kauf gesprochen haben, wieder präsent. Besonders die Frage, wie lange ich es gesundheitlich noch schaffen würde, das Trike zu fahren, hat mir zugesetzt. Dirk Eckart brachte die Maschine von Dresden nach Bayern, wo sie von Grund Handicap umgebaut wurde. Nun gab es kein Zurück mehr. Zu Ostern konnten wir unser Harley CVO Trike abholen.

Einfach mutig machen

Es fühlt sich gut und richtig an, damit zu fahren. Ich bin mir sicher: Träume müssen gelebt werden. Für mich ist es keine Option am Ende meines Lebens zurückzuschauen und dann festzustellen, dass meine Wünsche nie Realität geworden sind. Ja, es ist schon ein bisschen verrückt, dass ich mit 61 Jahren und meiner Behinderung jetzt mit meinem ersten Harley Trike herumfahre. Was andere sagen, interessiert mich nicht. Einfach machen! Das ist meine Devise.

Schieben Sie Ihre Träume nicht immer weg. Lassen Sie sich nicht sofort von der Meinung der Familie oder der Kollegen, der politischen Lage oder Ihren eigenen Zweifeln ausbremsen. Arbeiten Sie daran, dass Sie Ihre Wünsche verwirklichen können. Seien Sie mutig und genießen Sie es, wenn Sie Ihren Traum leben können! Es lohnt sich!

Allgemeine Themen / 15. Mai 2018

Todsicher!

Von Walter Stuber

Früher waren es die Umschläge mit dem schwarzen Rand, die einen den Atem anhalten ließen: Wer war aus dem Umfeld gestorben? Die Trauerkultur hat sich verändert, Totenbriefe sind seltener geworden. Zeitungs- und Online-Anzeigen, Mails oder Anrufe werden genutzt um diese traurigen Nachrichten weiterzugeben.

Vor ein paar Tagen erfuhr ich, dass ein entfernter Verwandter einen tödlichen Unfall mit seinem Traktor hatte. Er war allein im Weinberg unterwegs, deshalb weiß keiner, was passiert ist. Wir alle waren fassungslos. Beim Schreiben der Kondolenzkarte beschlich mich ein mulmiges Gefühl.

Verdrängen macht keinen Sinn

„Vielleicht steht DEIN Name schneller auf einer Todesanzeige als du denkst?!“ Dieser Überlegung nagte an mir. Ein plötzlicher Unfall kann mein Leben und  das meiner Familie von jetzt auf gleich auf den Kopf stellen. Solche Gedanken verdrängt man am liebsten. Das machen viele.

Aber das ist nicht mein Ding. Auch wenn es unangenehm, angsterfüllt und schmerzlich ist: Für mich geht kein Weg daran vorbei mich offen mit meinen Lebensende zu beschäftigen. Gerade als Unternehmer ist es enorm wichtig, dass im Falle meines plötzlichen Todes sowohl geschäftlich als auch  privat alles geregelt ist. Deshalb war ich im letzten Jahr auch bei einem Vortrag zum Thema: „Vermächtnis“.

Klares Testament verhindert Streitigkeiten

Hier wurde mir klar, dass ich meiner Frau und meinen Kindern nur eins schuldig bin: Ein Testament, das klar ist und über das niemand streiten kann! Denn ich beobachte um mich herum, dass es beim Erben plötzlich keine Rolle mehr spielt, wie man miteinander verwandt ist!  Ich weiß von Familien, da wird nicht mehr miteinander geredet und schon gar nicht gefeiert, weil irgendwann mal einer mehr geerbt hat als der andere! Das soll es bei mir nicht geben!

Mein Motto ist: Nackt sind wir auf die Welt gekommen und nackt werden wir wieder gehen. Oder haben Sie schon mal gehört, dass jemand über seinen Tod hinaus Häuser, Autos oder sein Geld mitnehmen hätte? Wohl kaum! Deshalb liegt für mich auf der Hand, dass ich mir rechtzeitig Gedanken mache, wer was bekommen soll.

Unangenehme Frage, die weiterbringen

Natürlich gibt es Schöneres womit man sich beschäftigen kann als mit dem eigenen Ableben. Aber genau dazu will ich Sie heute ermutigen.

Stellen Sie sich zum Beispiel diesen Fragen:

  • Habe ich alles geregelt, falls ich ganz plötzlich sterbe?
  • Will ich eine Beerdigung, eine Urnenbeisetzung oder etwas anderes?
  • Was soll bei meiner Trauerfeier gesagt, gesungen und gelesen werden?
  • Was soll auf meinen Grabstein stehen?

Die Antworten sind nicht nur für Sie wichtig. Wenn Sie alles schriftlich fixieren, ist es auch eine große Hilfe und ein Trost für Ihre Angehörigen, die am „Tag X“ alles ganz in Ihrem Sinne organisieren können.

Noch eine letzte Frage will ich Ihnen zumuten, die mir sehr wichtig ist, weil sie deutlich macht, dass ich nicht nur für mich Verantwortung trage: Was haben die Menschen davon, dass ich auf dieser Erde gelebt habe?

Aber Vorsicht: Ihre ehrliche Antwort darauf könnte Ihr bisheriges Leben grundlegend verändern. Denn manches, was für Sie oberste Priorität hatte, könnte danach nicht mehr so wichtig sein!

„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Dieser weise Ratschlag aus der Bibel, Psalm 90, ist für mich ein wichtiger Wegweiser geworden –  für mein Leben und den Tod, der nun mal todsicher ist!