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Allgemeine Themen / 17. Mai 2022

Auf Wiedersehen, Karl – oder Ein dankbarer Abschied

Von Walter Stuber   

Umschläge mit schwarzem Trauerflor. Ich werde den Eindruck nicht los, dass ich in das Alter gekommen bin, in dem vermehrt solche Post in meinem Briefkasten geworfen wird. Ich musste mich schon von einigen lieben Menschen verabschieden, die mich geprägt haben. Vor ein paar Wochen zum Beispiel von Karl Knobloch. 1977 haben wir uns bei der Firma Layher kennengelernt. Ich war Auszubildender und er arbeitete im technischen Büro. 

Ich denke gern daran zurück, dass Karl immer ein offenes Ohr für mich hatte. Wenn es Fragen zu einem Projekt gab, ist er mal eben bei mir zu Hause vorbeigekommen. „Das kriegen wir schon hin und machen einen Haken drunter!“, so oder so ähnlich waren seine Worte. Oder wir haben in seinem Wohnzimmer bei einem guten Glas Wein über Probleme an Baustellen gesprochen. Meistens redeten wir im Anschluss über ganz persönliche Angelegenheiten. Nie vergessen werde ich seine Lebensfreude, die fand ich immer ansteckend.

Beste Kompetenz und Kundenpflege

Als ich Geschäftsführer der Niederlassung der Gerüstbau Gemeinhardt GmbH in Roßwein wurde und später mit Dirk Eckart www.dirk-eckart.de unsere Gemeinhardt Service GmbH www.spezialgeruestbau.de auf die Beine stellte, blieben wir in Kontakt, denn unsere Gerüste und Statiken bezogen wir von den Besten der Branche: von der Firma Layher www.layher.com , wo Karl bis zu seiner Rente tätig war.

Als Spezialgerüstbauer habe ich an Karl geschätzt, dass er als Stahlbau-Ingenieur ein großes Fachwissen und viel Erfahrung hatte.  Mit ein paar gezielten Kontrollen konnte er sofort einschätzen, ob ein Gerüst sicher war oder nicht. Das habe ich immer bewundert. Er war ein Lieferant der alten Schule. Das heißt, ihm war klar, dass man sich gut um seine Kunden kümmern musste. Karls Sohn Volker ist beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Ingenieur geworden. Von beiden haben wir uns 2010 für das Gerüstprojekt in Worms an der alten Rheinbrücke beraten lassen. An diese turbulenten Zeiten denke ich gerne zurück. 

Was in Erinnerung bleibt

Karl Knobloch war für mich nicht nur ein super Geschäftspartner, sondern auch ein echter Freund und Helfer. Ich bin unendlich dankbar, dass er mich immer wieder unerwartet angerufen hat. Jedes Mal fragte er mich, wie es mir gehen würde. Ich spürte, das war keine Floskel. Ich werde diese Anrufe und vor allem Karl sehr vermissen.

Die Beerdigung im April hat mir vor Augen geführt, was ich gerne verdränge: Auch mein Leben ist endlich. Irgendwann stehen Menschen an meinem Grab. An was sollen sie sich erinnern, wenn ich nicht mehr da bin? Es ist wichtig, eine Antwort auf diese Frage zu finden, denn sie hat Einfluss auf das, was ich jetzt tue – und lasse! 

Allgemeine Themen / 4. Januar 2022

Abschied von Heinrich Gemeinhardt: Unternehmer mit Weitblick und Menschenkenntnis

Todesanzeige Heinrich Gemeinhardt

Von Walter Stuber

Er hat mich wie kaum ein anderer geprägt: der Gerüstbau-Unternehmer Heinrich Gemeinhardt. Mitte Dezember ist er im Alter von 77 Jahren gestorben. Er war nicht nur einige Jahre mein Chef, sondern auch mein Mentor. Dafür bin ich sehr dankbar. 1993 wurde ich Bauleiter in seinem Unternehmen der Gerüstbau Gemeinhardt in Poing bei München. Bereits ein Jahr später übernahm ich die neugegründete Niederlassung in Roßwein/Sachsen. Das war damals ein mutiger Schritt als Unternehmer in den Osten zu gehen und wie sich zeigte, genau richtig. 

Ich habe Herrn Heinrich Gemeinhardt als Mensch mit großer Weitsicht kennen- und schätzen gelernt. Bei manchen Entscheidungen war er auch mal zögerlich, aber dann hatte er auch seine Gründe dafür. Seine Klarheit in allem hat mich fasziniert. Von ihm habe ich gelernt, dass die Arbeitsvorbereitung beim Gerüstbau das A und O ist und dass die beste Ausarbeitung am PC den Gang auf die Baustelle und die Einschätzung vor Ort nie ersetzen kann.

Ehrlich und bodenständig

Heinrich Gemeinhardt hat mir gezeigt, dass man sich auf den ersten Händedruck verlassen kann. Seine Devise lautete: Je kräftiger der Händedruck, desto stärker und fester der Charakter des Menschen. Seine Erfahrung, die auf eine mehr als 100-jährige Tradition seines Unternehmens im Gerüstbau zurückging, hat mich gelehrt, was Ehrlichkeit, Bodenständigkeit und Sicherheit in unserem Metier bedeuten.

Genau das wurde auch zu unserer Geschäftsbasis als ich zusammen mit Dirk Eckart  im Jahr 2001 die sächsische Niederlassung übernommen habe. Unsere Verbundenheit mit Heinrich Gemeinhardt und seinem Unternehmen blieb, trotz geschäftlicher Trennung. Sie fand Ausdruck in der Namensgebung unseres Unternehmens „Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH“. Der Name Gemeinhardt sollte für Herrn Heinrich Gemeinhardt immer im Zusammenhang mit dem Gerüstbau bleiben. Diesen Wunsch haben wir ihm erfüllt und werden auch weiterhin dafür stehen, auch wenn sich unsere Dienstleistungen im Laufe der Jahre erweitert haben und wir deshalb seit 2020 „Gemeinhardt Service GmbH“ heißen. 

Große Dankbarkeit für einen besonderen Menschen

Ich bin dankbar, dass Herr Heinrich Gemeinhardt in Roßwein eine Zukunft für Qualitäts-Gerüstbau gesehen hat und Anfang der 1990er in die Region Mittelsachsen investiert hat. Immer wieder hat er bis ins Jahr 2000 hinein hier Vereine und Initiativen unterstützt. Der Name „Gemeinhardt“ wird immer mit Roßwein verbunden bleiben, nicht nur durch unser Unternehmen, auch durch die „Dr. Gemeinhardt Straße“, die nach dem Vater von Heinrich Gemeinhardt benannt ist.

Mit großer Dankbarkeit denke ich an das, was ich durch und mit Herrn Heinrich Gemeinhardt gelernt habe – als Unternehmer und Mensch. Meine Gedanken sind bei seiner Familie. Ich wünsche ihr und allen, die um Herrn Heinrich Gemeinhardt trauern, Gottes Trost!

Allgemeine Themen / 28. April 2014

Abschied ist schwer…

Abschied ist schwer…

Leider musste ich mich innerhalb eines kurzen Zeitraums von zwei sehr lieben Menschen für immer verabschieden. Beide Menschen haben mein Leben positiv geprägt. Auch wenn wir den Tod nicht begreifen, freue ich mich auf ein Wiedersehen.

Mit dem Gedicht von Hermann Hesse, das ich zur Beerdigung gehört habe, möchte ich sie in Erinnerung behalten:

Himmelsleiter Eibensbach

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginen,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
an keinem wie an einer Heimat hängen,
der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
uns neuen Räumen jung entgegen senden,
des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

http://www.lyrikwelt.de/gedichte/hesseg1.htm