Von Walter Stuber
Umschläge mit schwarzem Trauerflor. Ich werde den Eindruck nicht los, dass ich in das Alter gekommen bin, in dem vermehrt solche Post in meinem Briefkasten geworfen wird. Ich musste mich schon von einigen lieben Menschen verabschieden, die mich geprägt haben. Vor ein paar Wochen zum Beispiel von Karl Knobloch. 1977 haben wir uns bei der Firma Layher kennengelernt. Ich war Auszubildender und er arbeitete im technischen Büro.
Ich denke gern daran zurück, dass Karl immer ein offenes Ohr für mich hatte. Wenn es Fragen zu einem Projekt gab, ist er mal eben bei mir zu Hause vorbeigekommen. „Das kriegen wir schon hin und machen einen Haken drunter!“, so oder so ähnlich waren seine Worte. Oder wir haben in seinem Wohnzimmer bei einem guten Glas Wein über Probleme an Baustellen gesprochen. Meistens redeten wir im Anschluss über ganz persönliche Angelegenheiten. Nie vergessen werde ich seine Lebensfreude, die fand ich immer ansteckend.
Beste Kompetenz und Kundenpflege
Als ich Geschäftsführer der Niederlassung der Gerüstbau Gemeinhardt GmbH in Roßwein wurde und später mit Dirk Eckart www.dirk-eckart.de unsere Gemeinhardt Service GmbH www.spezialgeruestbau.de auf die Beine stellte, blieben wir in Kontakt, denn unsere Gerüste und Statiken bezogen wir von den Besten der Branche: von der Firma Layher www.layher.com , wo Karl bis zu seiner Rente tätig war.
Als Spezialgerüstbauer habe ich an Karl geschätzt, dass er als Stahlbau-Ingenieur ein großes Fachwissen und viel Erfahrung hatte. Mit ein paar gezielten Kontrollen konnte er sofort einschätzen, ob ein Gerüst sicher war oder nicht. Das habe ich immer bewundert. Er war ein Lieferant der alten Schule. Das heißt, ihm war klar, dass man sich gut um seine Kunden kümmern musste. Karls Sohn Volker ist beruflich in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Ingenieur geworden. Von beiden haben wir uns 2010 für das Gerüstprojekt in Worms an der alten Rheinbrücke beraten lassen. An diese turbulenten Zeiten denke ich gerne zurück.
Was in Erinnerung bleibt
Karl Knobloch war für mich nicht nur ein super Geschäftspartner, sondern auch ein echter Freund und Helfer. Ich bin unendlich dankbar, dass er mich immer wieder unerwartet angerufen hat. Jedes Mal fragte er mich, wie es mir gehen würde. Ich spürte, das war keine Floskel. Ich werde diese Anrufe und vor allem Karl sehr vermissen.
Die Beerdigung im April hat mir vor Augen geführt, was ich gerne verdränge: Auch mein Leben ist endlich. Irgendwann stehen Menschen an meinem Grab. An was sollen sie sich erinnern, wenn ich nicht mehr da bin? Es ist wichtig, eine Antwort auf diese Frage zu finden, denn sie hat Einfluss auf das, was ich jetzt tue – und lasse!