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Allgemeine Themen / 29. November 2022

Mein persönliches Unwort des Jahres 2022

Sechshundert Vorschläge liegen schon vor für das „Unwort des Jahres 2022“. Noch bis zum 31. Dezember können weitere Begriffe eingereicht werden, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die diskriminieren, verschleiernd oder schlicht irreführend sind. Im Januar wird in Marburg bekanntgegeben, welches Wort die Jury ausgewählt hat. 2021 war es „Pushback“.

Mein persönliches Unwort des Jahres 2022 steht jetzt schon fest: Energieverschwendung. Es drückt nämlich meiner Meinung nach nicht im Ansatz aus, wie verantwortungslos viele Menschen mit unserer Welt und ihren Ressourcen umgehen. Ich habe davon in den letzten Monaten immer wieder in meinen Blogs geschrieben. Oft habe ich den Eindruck, ein Gros der Menschheit glaubt, dass wir noch eine zweite oder dritte Erde in der Hinterhand hätten, wenn diese hier vor die Hunde gegangen ist.

Sorgenvolle Blicke auf den Winter

Viele schauen gerade ängstlich auf die Gasvorräte und ob es im Winter zu einer Knappheit kommen könnte. Was würde passieren, wenn die Nachricht rundgehen würde, dass in drei Jahren alle Gas – und Ölreserven verbraucht sind? Was würde sich ändern? Oder würde sich überhaupt etwas ändern? Wenn wir weiter auf allen Ebenen Energie verschwenden, geht es irgendwann nicht mehr nur ums Heizen, Autofahren, Licht oder die paar Elektrogeräte, die im Standby – Modus sind. Aber geht es nicht schon jetzt um viel mehr?

An erster Stelle müssen wir lernen sorgsamer mit der Energie, die uns zur Verfügung steht, umzugehen. Ich meine jetzt nicht, dass wir in der Wohnung oder im Büro mit ein oder zwei Grad weniger Raumtemperatur auskommen müssen. Ganz ehrlich: Das wird uns nicht umbringen!

Selber anfangen

Die größte Energieverschwendung liegt in unseren Breiten im Bereich der Lebensmittelindustrie. Es wird bei uns massenweise produziert und leider viel zu viel weggeschmissen. In anderen Teilen der Welt herrscht dagegen großer Mangel. Dass wir das bei allem Wissen immer noch nicht in den Griff bekommen haben!  Ich weiß, das ist ein ganz altes Problem. Aber ist das etwa ein Argument, dass ich nicht wenigstens versuche etwas daran zu ändern?

Ich kann doch in meinem kleinen Bereich anfangen und nach Möglichkeiten suchen, nicht auf der Konsumwelle mit zuschwimmen, sondern zum Beispiel bewusst einzukaufen, zu konsumieren und ressourcenschonend zu leben. Die Öko-Dorfgemeinschaft „Sieben Linden“ in  Beetzendorf bei Wolfsburg versucht das in einer ganz besonderen Weise. Ich weiß nicht, ob das das Nonplusultra ist, aber es ist wenigstens eine Möglichkeit, wie man bei uns in Deutschland ökologischer leben kann. Es geht kein Weg daran vorbei, dass jeder für sich persönlich Schritt für Schritt umdenkt und weiser handelt, damit unsere Nachlässigkeit nicht irgendwann zum Kollaps führt.

Allgemeine Themen / 10. März 2020

Vor- und Weitsicht statt Panikmache – Unternehmer und das Coronavirus

Coronavirus

Mancher kann das Wort und die Nachrichten darüber schon nicht mehr hören oder lesen: Coronavirus. Alles andere, was in der Welt gerade vor sich geht, scheint hinter diesem Virus zurücktreten zu müssen. Wie die Maus auf die Schlange starren viele auf die Zahl der Infektionen und so mancher sieht mit Schrecken, dass „es“ immer näher kommt oder schon die direkte Nachbarschaft erreicht hat!

Ich halte nichts von Hysterie und Panikmache. Aber ich denke, dass keiner so tun sollte, als ob nichts wäre. Es gilt einen kühlen Kopf zu bewahren. Als Unternehmer muss ich mir bewusst machen, dass ich Verantwortung trage: Für meine Mitarbeiter und für die Gesellschaft. Diese muss und will ich wahrnehmen. Vorsicht und Weitsicht gehören für mich untrennbar zusammen.

Von Walter Stuber

Was wäre, wenn…

In unserer MitarbeiterApp haben wir die aktuellen Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit zum Coronavirus eingestellt, verbunden mit dem Hinweis besonders auf die Hygiene zu achten. Die ersten SARS-CoV-2-Infektionen sind in Sachsen zu verzeichnen. Als Geschäftsführer haben wir im Blick, dass auch unsere Mitarbeiter aufgrund des Virus ausfallen und wir Aufträge nicht fristgemäß ausführen könnten.

Wir würden dann zunächst versuchen mit anderen Gerüstbaufirmen zu kooperieren. Wenn es doch Verzögerungen auf den Baustellen gäbe, würden wir auf das Verständnis unserer Kunden setzen, mit denen wir ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis pflegen.

Coronavirus

Lieferkette aus Fernost unterbrochen – was dann?

Aber es könnte noch andere Gründe geben, dass auf unseren Baustellen nicht gearbeitet werden könnte. Nämlich dann, wenn uns wichtige Materialien fehlen. Noch kommen Überseecontainer aus Fernost bei uns an. Aber die Stahlproduktion gerät dort durch die Firmenschließungen nach und nach ins Stocken, irgendwann kommt alles vielleicht zum Erliegen.

Die spannende Frage ist: Was passiert, wenn die Lieferkette unterbrochen wird? Mancher denkt dabei vermutlich an die Asienkrise 1998, die auch enorm negative Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und die Arbeitslosenzahlen hatte.

Miteinander nicht gegeneinander

Wenn kein Stahl mehr aus Asien bei uns ankommen würde, bliebe meiner Meinung nach nur eins: Alle Unternehmen im Bausektor müssten miteinander arbeiten. Nicht gegeneinander.

Damit meine ich konkret: Jede Firma, die Restbestände an rarem Baumaterial hätte, die sie nicht für die eigenen Aufträge benötigen würde, sollte bereit sein, Material mit anderen Unternehmen abzugeben oder auszutauschen. Außerdem wären die Unternehmer-Netzwerke, wie Business Network International, gefragt, Kooperationen und gegenseitige Hilfe zu fördern.

Wenn es finanziell eng wird

Die Entwicklung in China zeigt, dass dort viele Klein-und Mittelständische Unternehmen durch die Epidemie in finanzielle Schieflage geraten sind, bis hin zur Insolvenz. Durch das wochenlange Schließen der Betriebe, wurden alle Rücklagen aufgebraucht. Auch wenn es bei uns nicht so extrem werden wird, kann es zu Engpässen kommen.

Hier kann ich nur jedem Unternehmer raten, nicht bis auf den letzten Drücker zu warten, wenn sich Finanzprobleme anbahnen. Zeit ist ein wichtiger Faktor, um gute Lösungen zu finden! Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber der Hausbank sind das Gebot der Stunde. Übrigens ein Grundsatz, mit dem ich auch im normalen Geschäftsalltag die besten Erfahrungen gemacht habe!

Immer gut gerüstet

Weitere hilfreiche Tipps und Links für Arbeitgeber hat Stefan Merath, Unternehmer, Unternehmercoach und Autor, auf seiner Homepage „Coronavirus- Praxisratgeber für Unternehmer“ zusammengestellt. Diese Seite wird ständig aktualisiert. Auch auf der Seite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie kann man Wissenswertes erfahren.

„Immer gut gerüstet“ – so unterschreiben wir bei der Gemeinhardt Gerüstbau Service GmbH unsere Mails und Briefe. Das passt zur aktuellen Lage: Lassen Sie nicht alles irgendwie auf sich zukommen, sondern werden Sie aktiv. Ohne Panik und Hysterie – aber mit Vor- und Weitsicht sind Sie immer gut gerüstet!

Allgemeine Themen / 27. August 2019

Jede Stimme zählt! Es gibt viele gute Gründe, wählen zu gehen

waehlen
waehlen

Wählen heißt, Verantwortung zu übernehmen. Die Politik entscheidet heute über viele Themen von morgen, die unsere Zukunft betreffen werden. Wahlen sind für mich die beste Möglichkeit, sich in einer Demokratie zu beteiligen und Politikern meines Vertrauens ein Mandat zu übertragen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn durch Wahlen wird die politische Macht regelmäßig neu verteilt und es ist ein Vorrecht, Einfluss nehmen zu können. Ich möchte die Zukunft unseres Landes mit meiner Stimme aktiv mitgestalten.

Immer mehr Menschen prahlen damit, nicht zur Wahl zu gehen. Es scheint in Mode gekommen zu sein, Wahllokale zu meiden. Dabei gibt es nichts Besseres als nach der Wahl zu Wissen, an etwas Großem und Wichtigem mitgewirkt zu haben. Die Entscheidung, wer unser Land regiert, kann ganz schnell von wenigen Stimmen abhängen. Im Zweifel genau von Ihrer.

Ich mag Politiker, die Verantwortung übernehmen

Das Thema Politik ist für mich nicht nur vor Wahlen interessant, sondern auch in den Zeiten dazwischen. Mich interessiert, mit viel Konsequenz Politiker ihre Versprechen einhalten und umsetzen. Besonders als Unternehmer weiß ich, dass Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit die besten Voraussetzungen für vertrauensvolle Beziehungen sind.

Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Jahren viele Veränderungen vor uns haben und die wirtschaftliche Konjunktur sich abschwächen wird. Kein Grund, um den Kopf in den Sand zu stecken. Ganz im Gegenteil: Es lohnt sich immer darüber nachzudenken, wie man das eigene Unternehmen auf Erfolgskurs bringen kann.

Glaubwürdige Politiker haben den Mut zum Anderssein

Gerade in schwierigen Zeiten sind kompetente Politiker besonders wichtig für unser Land. Ich vergleiche die politische Führung gerne mit der Führung eines Segelschiffes. Man braucht ein klares Ziel mit gut überlegtem Kurs. Denn jeden Tag begegnet man neuen Situationen, muss Probleme meistern und unterschiedlichen Winden und Strömungen trotzen. Wie auf einem Schiff besteht in der Politik die Notwendigkeit der aufmerksamen Steuerung, der Ordnung und einer guten Mannschaft. Bei schönem Wetter können viele „Kapitäne“ segeln. Bei schlechtem Wetter sind es wenige.

Politik hat es in sich, wenn die Menschen, die sie verkörpern, Verantwortung übernehmen und gesellschaftlichen Themen Würde verleihen. Verantwortung zu übernehmen bedeutet für mich nicht, immer die gleichen Geschichten zu erzählen, die austauschbar sind, sondern neue Themen zu besetzen und mutig in der Öffentlichkeit zu platzieren.

Niemand ist gezwungen, zur Wahl zu gehen. Aber ich habe die Freiheit dazu – und werde sie nutzen. Eine Demokratie kann nur dauerhaft bestehen, wenn sich Bürger und Bürgerinnen an ihr beteiligen.

Mein Fazit:

Wählen ist Bürgerpflicht!

Ganz Privat / 11. September 2018

Echte Freunde fallen nicht vom Himmel

Warum ich selber dafür verantwortlich bin, dass Freundschaften lebendig bleiben

von Walter Stuber

Süßkirschen klauen, Wasserräder bauen, Forellen fischen und den Bach anstauen – das alles und noch viel mehr Unsinn habe ich zusammen mit Otto, Andreas und Harald gemacht. Als Jugendlicher und dann als Erwachsener kamen und gingen andere Freunde, auf die ich mich verlassen konnte. Heute denke ich daran zurück und frage mich: Gibt es in meiner jetzigen Lebensphase noch solche Wegbegleiter? Gibt es echte Freunde?

Bekannte, Geschäftskollegen, Kontakte, persönlich und über soziale Medien  – daran mangelt es nicht. Aber echte Freunde so wie früher? Jemand mit dem ich durch dick und dünn gehen kann, der mir den Rücken freihält, aber auch mal die Meinung sagt, mit dem ich lachen und weinen kann? Was zeichnet echte Freunde aus? Mehr dazu erfahren Sie hier https://karrierebibel.de/freundschaft/ .

Erfolgreich – aber keine echten Freunde

„Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann.“, hat der US-amerikanische Schriftsteller Ralph Waldo Emerson gesagt. Gibt es solch einen Menschen in meinem Leben? Die ehrliche, ernüchternde Antwort lautete lange: Nein. Leider nicht. Ich weiß, dass es vielen Führungskräften ähnlich geht. Woran liegt das?

Ich gehe von mir aus: Ich habe Verantwortung für unser Unternehmen, bin sehr viel unterwegs, manchmal hetze ich von Termin zu Termin, nehme an Seminaren, Weiterbildungen, Netzwerktreffen teil und meine Familie möchte irgendwann auch Zeit mit mir verbringen.

Da bleiben kaum Lücken für Freunde. Neue finden, ist nicht drin und alte Freundschaften liegen auf Eis, weil Beziehungen gepflegt werden müssen. So manch ein Freund von früher hat sich zurückgezogen. Verständlich – oder nicht? Bis vor kurzem hat mich das traurig gemacht und ich habe resigniert gesagt: „Aus den Augen, aus dem Sinn!“  Das macht auf Dauer bitter und schiebt die Verantwortung dafür, dass ich keine echten Freunde mehr habe, bequemerweise von mir weg zu den anderen hin. Durch Gespräche und Nachdenken ist mir jetzt klar geworden: Ich bin selber dafür verantwortlich, ob ich gute Freundschaften habe oder nicht!

Bewusst und langfristig planen

Deshalb will ich ganz neu aktiv werden. Alte Freundschaften wieder aufleben lassen und offen sein für neue. Der größte Feind ist der volle dienstliche Terminkalender. Aber ich habe mir vorgenommen, nur noch im Notfall am Wochenende zu arbeiten. Das schafft schon mal Freiräume. Außerdem werde ich schon weit im Voraus Termine blockieren, die ich für Treffen mit Freunden freihalte und hin und wieder am Wochenende mich auf den Weg machen, zu denen, die weiter weg wohnen.

Gerade weil ich so viel mit unserem Unternehmen und allem Drumherum um die Ohren habe, brauche ich echte Freunde an meiner Seite, auf die ich mich verlassen kann, die mich so nehmen, wie ich bin, die mir Mut machen oder mich – wenn nötig – in den Allerwertesten treten. Zeit mit treuen Freunden zu verbringen ist immer „Quality Time“.

5 Echte-Freunde-Praxis-Tipps

Sind Ihre echten Freunde durch Arbeit und Karriere auf der Strecke geblieben? Dann mache ich Ihnen mit diesen Tipps Mut, dass Sie wieder Menschen finden, vor denen Sie laute denken können.

  • Überlegen Sie, wo es Sinn macht, alte Freundschaften aufleben zu lassen – und gehen Sie den ersten Schritt auf den anderen zu.
  • Wagen Sie sich einem Menschen, dem Sie vertrauen und den Sie sich gut als echten Freund vorstellen können, anzusprechen. Vielleicht ergibt sich daraus tatsächlich eine vertrauensvolle Freundschaft.
  • Behandeln Sie Treffen mit Freunden wie Ihre dienstlichen Termine, notieren Sie sie sorgfältig und nehmen Sie sie wahr! Sagen Sie nur im Notfall ab: Diese Stunden sind „Quality Time“, auch wenn der Tag stressig ist.
  • Sprechen Sie langfristig mit Ihrem besten Freund Termine ab! Es hat sich bewährt für ein Jahr im Voraus feste Treffen zu vereinbaren! Darüber hinaus kann man immer noch spontan etwas vereinbaren.

Vergessen Sie nicht: Die Verantwortung für eine vitale Freundschaft liegt zuerst bei Ihnen!

Mitarbeiter / 2. März 2018

Mehr als ein oberflächliches „Es tut mir leid!“

Warum ich als Chef um Vergebung gebeten habe

Kaum hatte ich eine Idee formuliert, musste sie unverzüglich vom Team umgesetzt werden. Wenn nicht, bekam ich einen meiner gefürchteten Wutanfälle. So war ich früher. Nichts worauf ich stolz sein könnte. Eher beschämend und traurig. Aber es gehört zu meiner Biografie: Als Chef war ich ein Tyrann.

Warum und wie ich zur Einsicht gekommen bin, dass es so nicht weitergehen kann, habe ich hier bereits beschrieben. Auch in unserem Buch „Mutmacher- Das Praxishandbuch von zwei verrückten Unternehmern“ www.neufeld-verlag.de/de/mutmacher.html berichte ich in Kapitel 5 von meiner Veränderung.

Vergangenheit ruhen lassen oder Verantwortung übernehmen?

Gott sei Dank (im wahrsten Sinne des Wortes) liegt diese Zeit hinter mir und den Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe. „Dann ist ja jetzt alles gut!“ Könnte man meinen. Aber immer wieder nagten Fragen an mir: Reicht es, dass ich mich verändert habe und jetzt besser mit meinen Mitmenschen umgehe oder muss da noch was kommen? Nach langem Überlegen wurde mir klar, dass ich mich bei denen entschuldigen muss, die Opfer meiner Tyrannei geworden sind.

Das klingt dramatisch. Ich habe ja niemanden körperliche Gewalt angetan. Aber verletzt habe ich dennoch mit meinen Worten und den knallharten Entscheidungen. Ich bin sicher, dass ich mit so mancher (ungerechtfertigter) Kündigung dafür gesorgt habe, dass es in den betroffenen Familien gekriselt hat, weil der Druck, den ich gegen die Mitarbeiter aufgebaut habe, zuhause weitergegeben wurde und dass dadurch Beziehungen auf die Probe gestellt oder gar zerstört wurden. So mancher ist sogar aus unserer Region weggezogen, weil er sich so geschämt hat, dass er seine Arbeit verloren hat. Die Verantwortung  dafür liegt eindeutig bei mir.

Ungewöhnliche Idee: Wiedersehensfeier

Es tut mir heute unendlich leid, was ich alles mit meinem Jähzorn angerichtet habe. Ende des letzten Jahres wurde mir klar: Du musst dich persönlich entschuldigen. Aber wie? Da kam die Idee eine „Wiedersehensfeier“ für ehemalige Mitarbeiter dazu zu nutzen.

Im Dezember 2017 sollte die Feier stattfinden. Um die Einladungen verschicken zu können, mussten wir teilweise recherchieren um die aktuellen Adressen der alten Kollegen herauszufinden. Schockiert war ich, als ich dabei erfuhr, dass ein junger Ehemaliger schon gestorben war! Dank noch vorhandener Kontakte und Facebook haben wir schließlich 150 Einladungen an Mitarbeiter, die seit der Gründung der Gemeinhardt Gerüstbaus Service GmbH 2001 bei uns waren, verschicken können.

Reinen Tisch machen

Ich gebe zu: Bei manchem Namen, der auf der Liste stand,  musste ich mehr schlucken als bei anderen. Erinnerungen kamen hoch, die für mich sehr unangenehm waren. Aber ich hatte mich entschieden „reinen Tisch“ zu machen, da gehörten solche Gefühle dazu.

Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass ich diesen schwierigen, vielleicht auch ungewöhnlichen Weg gegangen bin. 16 ehemalige Mitarbeiter sind der Einladung gefolgt. Es wurde ein wunderbarer Abend der Versöhnung! Ich konnte damit zwar nicht mein Fehlverhalten ungeschehen machen, aber ich konnte deutlich machen, dass ich es bereue und die Verantwortung dafür übernehme. Dass ich mich verändert haben, wurde ja sowieso klar. Am Ende habe ich alle um Vergebung gebeten. Sie werden es kaum glauben: Wir sind als Freunde auseinander gegangen! Für mich eine große Erleichterung.

6 Voraussetzungen für echte Vergebung

Ein schlichtes „Tut mir leid!“  –  hätte nicht genügt. Das war mir klar. Aber dass das sogar wissenschaftlich bewiesen ist, das habe ich erst nach der Wiedersehensfeier gelesen: www.welt.de/gesundheit/psychologie/article154375065/So-entschuldigen-Sie-sich-richtig.html

Darin wird geschildert, dass Untersuchungen ergeben haben, dass zu einer Entschuldigung, bei der am Ende wirklich Verzeihen steht, sechs Komponenten gehören müssen:

  • sich verbal entschuldigen
  • erklären, was schief gelaufen ist
  • Verantwortung übernehmen
  • deutlich machen, dass man es heute anders machen würde
  • Schaden – wenn möglich – wieder gutmachen
  • um Vergebung bitten

Keine Angst das Gesicht zu verlieren!

Dann habe ich ja alles richtig gemacht mit meinen „Tyrannen-Altlasten“! Allerdings bleibt die Frage, ob ich das nicht schon ehr hätte angehen müssen!